Buchen — sollst du suchen

Buchen - Fagus silvatica
Buchen — Fagus silvatica

Rot­bu­chen (Fagus sil­va­ti­ca)  sind majes­tä­ti­sche Bäu­me. Ihre hoch­ge­wach­se­nen, sil­ber­grau­en Stäm­me sind unver­kenn­bar und schaf­fen im Wald eine beson­de­re Atmo­sphä­re. Ein Buchen­wald ist licht­durch­flu­tet und ange­nehm. Genau das Rich­ti­ge, um sich an hei­ßen Som­mer­ta­gen dar­in zu erho­len. Wer auf dem durch­wärm­ten Boden Platz nimmt, lässt ger­ne die Bli­cke ent­lang der schlan­ken Stäm­me zu den sanft beweg­ten Baum­kro­nen schwei­fen. Das Lie­gen beru­higt und lädt zu einem erfri­schen­den Schläf­chen ein. Buchen haben noch ande­re för­der­li­che bezie­hungs­wei­se heil­sa­me Wir­kun­gen, doch sie sind ein wenig in Ver­ges­sen­heit geraten.

Aus der Rin­de (Apo­the­ke) wird eine Abko­chung berei­tet, die bei Rheu­ma­tis­mus, Bron­chi­al­er­kran­kun­gen und Haut­krank­hei­ten emp­foh­len wird.

Rezept: Dazu wer­den 30 Gramm Rin­de in einem Liter Was­ser min­des­tens so lan­ge gekocht, bis sich die Was­ser­men­ge hal­biert hat (500 Mil­li­li­ter). Die Rin­de wird abge­seiht. Pro Tag wer­den 2 Tas­sen von der Abko­chung getrunken.

Die Blät­ter ent­hal­ten Vit­ami­ne und viel Ascor­bin­säu­re. Die jun­gen Blät­ter sind klein­ge­schnit­ten in einem Salat lecker und gesund. Gera­de die jun­gen Blät­ter ent­hal­ten eine Viel­zahl von Wirk­stof­fen, die ger­ne in soge­nann­ten “anti-aging”-Präparaten ver­kauft wer­den. Die Gewin­nung der Sub­stan­zen ist aller­dings sehr auf­wän­dig. So wird zum Bei­spiel im Hager 1 geschrie­ben: “Buchen­blät­ter und ‑Trie­be wer­den unmit­tel­bar nach der Ern­te schock­ge­fros­tet, spä­ter zur Her­stel­lung der Prä­pa­ra­ti­on auf­ge­taut, rehy­dra­ti­siert und mit­tels Ultra­hoch­fre­quenz zur Inak­ti­vie­rung der der Enzym­sys­te­me unter Erhalt aller spe­zi­el­ler Mole­kül­struk­tu­ren und zur Unter­stüt­zung des Was­ser­trans­fers aus dem Inne­ren der Zel­le behandelt…”.

Bei der­ar­tig auf­wän­di­gen Her­stel­lungs­ver­fah­ren ist klar, dass die Prei­se der Prä­pa­ra­te nicht gera­de bil­lig sind. Ob sie ihr Geld wert sind, darf bezwei­felt wer­den. Mit “Natur­pro­duk­ten” hat dies jedoch nichts mehr zu tun.

Vor Eichen sollst du wei­chen, vor Fich­ten sollst du flüch­ten, auch Wei­den sollst du mei­den, doch Buchen sollst du suchen.”

Mit die­sem Aus­spruch erin­ner­ten sich unse­re Alt­vor­de­ren, unter wel­chen Bäu­men sie wäh­rend eines Gewit­ters Schutz suchen können.

Doch “Was der Volks­mund im Fal­le eines Gewit­ters rät, lässt sich wis­sen­schaft­lich nicht erhär­ten. Die Wahr­schein­lich­keit eines Blitz­schlags hängt vor allem von der Höhe, nicht von der Art des Bau­mes ab. Unter einer klei­nen Eiche ist man unter sonst glei­chen Umstän­den  siche­rer als unter einer hohen Buche. Dass Eichen den­noch als gefähr­li­cher gel­ten, liegt an ihrer zer­klüf­te­ten und durch Blit­ze oft augen­fäl­lig beschä­dig­ten Rin­de. An der glat­ten Rin­de einer Buche glei­ten die Blit­ze hin­ge­gen ab, ohne grö­ße­ren Scha­den an der Rin­de anzurichten.”

Aus: Lite­ra­tur: Wal­ter Krä­mer und Götz Tren­k­ler: “Lexi­kon der popu­lä­ren Irr­tü­mer”, Piper Ver­lag, 11. Auf­la­ge, Mün­chen 2000, S. 57; W. R.
New­cott: “Light­ning, nature’s high vol­ta­ge spec­ta­cle”, in: “Natio­nal Geo­gra­phie” 7/1993, S. 83–103.

1 Quel­le: Bla­schek, W., Ebel S. et al: Hagers Hand­buch der Dro­gen und Arz­nei­stof­fe. Hager ROM 2006, Sprin­ger info II, in Zusam­men­ar­beit mit der Uni­ver­si­tät Würzburg