Noni-Saft: Poly­ne­si­sche Heil­pflan­ze als Superfood?

Noni-Frucht, Quelle von Noni-Saft
Noni-Frucht, Quel­le von Noni-Saft

Noni-Saft wird aus der Pflan­ze Mor­in­da citrif­o­lia L. her­ge­stellt. Die Pflan­ze wird auch als Indi­scher Maul­beer­baum bezeich­net. Noni-Saft wur­de 2003 von der Euro­päi­schen Uni­on als neu­ar­ti­ge Lebens­mit­tel­zu­tat in pas­teu­ri­sier­ten Frucht­saft­ge­trän­ken als neu­ar­ti­ges Lebens­mit­tel zuge­las­sen. Wer­be­tech­nisch wur­den alle Maß­nah­men ergrif­fen, so dass Noni-Saft den Anstrich eines “Super­foods” bekam.

Die Euro­päi­sche Uni­on bat die EFSA (Euro­pean Food Safe­ty Aut­ho­ri­ty) den Noni-Saft neu zu bewer­ten, als dann Fäl­le von Men­schen die eine schwe­re Hepa­ti­tis beka­men, nach­dem sie Noni-Saft getrun­ken hat­ten. Es wur­de ver­schie­de­nes Daten­ma­te­ri­al ver­wen­det, Stu­di­en an Men­schen und Ver­suchs­tie­ren durch­ge­führt. Das Ergeb­nis: Aus toxi­scher Sicht wur­de Noni-Saft genü­gend geprüft.

Unter Berück­sich­ti­gung der ver­füg­ba­ren Infor­ma­tio­nen ist es unwahr­schein­lich, dass der Ver­zehr von Noni-Saft in den fest­ge­stell­ten Ver­zehrs­men­gen uner­wünsch­te Neben­wir­kun­gen auf die mensch­li­che Leber aus­lö­sen könn­te”. [1]

Das BfR (Bun­des­in­sti­tut für Risi­ko­be­wer­tung) kam 2006 zu einer ähn­li­chen Bewer­tung [2]. Das BfR bezog sich bei den Unter­su­chun­gen nur auf den Noni-Saft, nicht auf wei­te­re Pro­duk­te, die es sonst noch so im Inter­net zu erwer­ben gibt wie Noni-Extrak­te, Noni-Tees. Das BfR ver­wies dar­auf, dass die zahl­lo­sen posi­ti­ven gesund­heit­li­chen Wir­kun­gen von Noni-Säf­ten nicht wis­sen­schaft­lich belegt sind. So heißt es, dass Noni-Säf­te bei Blut­hoch­druck, Arthri­tis, Krebs­er­kran­kun­gen posi­ti­ve Wir­kun­gen zei­ge. Die Wer­bung mit sol­chen Gesund­heits­aus­sa­gen sei für Lebens­mit­tel ver­bo­ten und illegal.

Noni-Strauch
Noni-Strauch

Die Her­stel­ler von Noni-Säf­ten geben eine eine Viel­zahl von wich­ti­gen Sub­stan­zen an wie Ami­no­säu­ren, Enzy­me, Fett­säu­ren, Mine­ral­stof­fe wie Eisen, Kali­um, Kal­zi­um, Magne­si­um, Selen, Man­gan usw. Auch Vit­ami­ne A, C, E, H und Vit­amin B wer­den genannt.

Es gibt eine Fan-Gemein­de, die auf Noni-Saft schwört. Wich­tig ist am Anfang die Ver­zehr­an­ga­ben der Her­stel­ler zu berück­sich­ti­gen. Ori­gi­na­le Noni-Säf­te haben kei­nen ange­neh­men Geschmack. Sie schme­cken und rie­chen muf­fig. Die meis­ten Kun­den ver­dün­nen die Noni-Säf­te mit ande­ren Säf­ten, um den Geschmack abzu­mil­dern, was auch gut gelingt. Bei Noni-Säf­ten emp­fiehlt sich auf Bio-Qua­li­tät zu ach­ten (Bei­spiel: bei Ama­zon kau­fen).

Noni in der Krebsmedizin

Grund­la­gen

In der Süd­see ist Noni die ein­hei­mi­sche Haus­apo­the­ke. Samen, Wur­zeln, Blät­ter, Blü­ten und die Noni-Früch­­te des indi­schen Maul­­beer-Strau­ches Mor­in­da citrif­o­lia wer­den seit über 2000 Jah­ren in der hawai­ia­ni­schen Kahu­­na-Medi­­zin und im indi­schen Ayur­ve­da von den Ein­ge­bo­re­nen genutzt. Noni ent­hält wahr­schein­lich zahl­rei­che medi­zi­nisch wirk­sa­me Inhaltsstoffe.

Wir­kun­gen

Noni-Früch­­te sol­len ent­zün­dungs­hem­mend wir­ken. In einem japa­ni­schen Labor­ver­such zeig­te sich, dass ein beson­de­rer Wirk­stoff die­ser Frucht das Wachs­tum von Vor­läu­fern von Krebs­zel­len hem­men kann. Es lie­gen jedoch kei­ne wis­sen­schaft­li­chen kli­ni­schen Stu­di­en bei Tumor­er­kran­kun­gen vor.

Indi­ka­tio­nen

Noni-Früch­­te sol­len bei Müdi­g­keits- und Erschöp­fungs­zu­stän­den hel­fen, ein unter­stüt­zen­des Schmerz­mit­tel sein und mög­li­cher­wei­se krebs­vor­beu­gen­de Wir­kung haben.

Kon­tra­in­di­ka­tio­nen

Sind nicht bekannt.

Neben­wir­kun­gen

Sind nicht bekannt.

Wech­sel­wir­kun­gen

Noni ver­stärkt angeb­lich nach Her­stel­ler­an­ga­ben die Wirk­sam­keit Krebs hem­men­der Medikamente.

Ein­zel­sub­stan­zen

In Deutsch­land waren Noni-Pro­­duk­­te zwi­schen 2001 und 2003 durch das BgVV (Bun­des­in­sti­tut für gesund­heit­li­chen Ver­brau­cher­schutz und Vete­ri­när­me­di­zin) zeit­wei­lig ver­bo­ten. Nach Auf­fas­sung des deut­schen BgVV fie­len Noni-Pro­­duk­­te unter die „Novel Food-Ver­­or­d­­nung“. Nach die­ser EU-wei­­ten Rege­lung müs­sen neu­ar­ti­ge Pro­duk­te (z.B. gen­tech­nisch ver­än­der­te Lebens­mit­tel) von den Gesund­heits­be­hör­den geneh­migt und deren gesund­heit­li­che Unbe­denk­lich­keit beschei­nigt werden.

Der rei­ne Noni-Saft, der nur aus den Früch­ten gewon­nen wird, gilt als unbe­denk­lich, weil die meis­ten phar­ma­ko­lo­gisch wirk­sa­men – und damit aus Sicht der Ver­brau­cher­schüt­zer bedenk­li­chen – Sub­stan­zen in Blät­tern und Stän­geln zu fin­den sind. Doch es stell­te sich her­aus, dass eini­ge Her­stel­ler ihren Saft mit Pflan­zen­res­ten gestreckt hat­ten. Die Pro­duk­te wur­den dar­auf­hin beschlagnahmt.

Da die Her­stel­ler Anfang 2004 zwar nicht die Wirk­sam­keit, jedoch eine Unbe­denk­lich­keit bele­gen konn­ten, gibt es heu­te eine all­ge­mein­gül­ti­ge EU-wei­­te Zulas­sung für Noni-Produkte.

Dosie­rung

Sehr unter­schied­lich, da Dar­rei­chungs­for­men von Kap­seln über Trop­fen und Saft in ver­schie­de­nen Kon­zen­tra­tio­nen vari­ie­ren und eine Wirk­stoff­stan­dar­di­sie­rung nicht gege­ben ist.

Chan­cen und Risiken

Die größ­te Gefahr liegt dar­in, dass eini­ge Anbie­ter von Noni-Pro­­duk­­ten aus­schließ­lich der Heil­kraft des Wun­der­saf­tes ver­trau­en und ande­re Mit­tel oder Metho­den für den Krebs­kran­ken zu spät kommen.

Bewer­tung

Noni:
1. Wirk­sam­keit auf Tumor­wachs­tum: nicht belegt
2. Wir­kung auf Allgemeinbefinden/Psyche: unzu­rei­chen­de Studienlage
3. Neben­wir­kun­gen: nicht bekannt
4. Preis: 50–250 €/Monat

Lite­ra­tur

Hira­zu­mi et al.: Anti­can­cer acti­vi­ty of Mor­in­da Citrif­o­lia (Noni) on intra­pe­ri­to­ne­al­ly implan­ted lewis lung car­ci­no­ma in syn­gen­eic mice. Proc West Phar­ma­col Soc 37, 1994: 145–146.

zitiert nach: Ben Pfei­fer, Joa­chim Preiß, Cle­mens Unger: Onko­lo­gie inte­gra­tiv: Kon­ven­tio­nel­le und Kom­ple­men­tä­re The­ra­pie. Urban & Fischer, Mün­chen, 2006 (ISBN-13 978–3437564208, bei Ama­zon kau­fen).

Autorin
• Mari­on Kaden, Ber­lin, 29.9.2019.
Bild­nach­weis
• Mari­on Kaden, Malay­sia, 5.7.2010.
Quel­len
[1]: EFSA bewer­tet erneut die Sicher­heit von Noni-Saft (PDF).
[2] Kön­nen Noni Säf­te die Gesund­heit schä­di­gen? (PDF).