„Falsche Ernährung“ ist keine Ursache von Verstopfung, darin sind sich alle medizinisch-wissenschaftlichen Experten einig. Die einzigen Ausnahmen sind „faserarme Kost“ und/oder „verringerte Flüssigkeitsaufnahme“, die im Zusammenhang mit Verstopfung stehend können, aber nicht müssen [1]. Damit bricht die Grundlage für endlos wiederholte „Beratungs“-Informationen in Presse, Funk, Fernsehen, Internet oder Ratgeber-Büchern zusammen. Eine falsche Aussage wird eben nicht richtiger, wenn sie tausendfach wiederholt wird! Ernährung spielt also keine Rolle bei der Entstehung der Darmträgheit.
Achtung: Die enttäuschenden Wirkungen beliebiger Ballast- oder Faserstoffe in den meisten Verstopfungs-Studien gelten für die Ballaststoff-Gruppe als Ganzes. Nicht aber für den speziellen Ballaststoffe Inulin aus Wegwarten-Wurzel (wie in Floraglück®). Dieser präbiotische, für Menschen unverdauliche Pflanzenspeicherstoff entfaltet eine hohe Wirksamkeit bei vielen Formen von chronischer Darmträgheit und Verstopfung. Einfach wegen seiner enorm heilsamen Wirkungen auf die Darmbakterien. Ballaststoff ist eben nicht Ballaststoff! Damit sind die Ernährungsinformationen hier bei Floraglueck.de – eigentlich – bereits beendet.
Wer dennoch weiterlesen möchte, findet nachfolgend, teilweise etwas „wissenschaftlicher“ formuliert, Aussagen aus Sach- und Fachbüchern für Medizin und Ernährungswissenschaft zum Thema Ernährung und Dauer-Verstopfung (chronische Obstipation). Alle nachfolgend zitierten Texte wurden – bis auf die Unterstreichungen, Auslassungen […] und Worterklärungen in eckigen [Klammern] – nicht verändert.
aus: Hans Konrad Biesalski, Stephan C. Bischoff, Christoph Puchstein: Ernährungsmedizin — Nach dem neuen Curriculum Ernährungsmedizin der Bundesärztekammer. Thieme, Stuttgart, 2010 (Buch bei Amazon bestellen).
[…]
Chronische Obstipation
Schätzungsweise jeder fünfte Deutsche leidet zumindest zeitweise an Obstipation. […] Diverse Grunderkrankungen sind durch das Symptom Verstopfung gekennzeichnet. Obstipation kann aber auch eine Nebenwirkung zahlreicher Medikamente sein. Oft ist jedoch keine Ursache erkennbar. Die Obstipation ist dann funktioneller Natur. Gerade die funktionelle Obstipation schafft Raum für Spekulationen, z. B. ob die Obstipation ein Ernährungs- oder Lifestyle-Phänomen ist. […]
Ballaststoffe und Trinkmenge. Es ist belegt, dass ein Mangel an Ballaststoffen (und) eine zu geringe Trinkmenge […] die Ursache von Verstopfung sein können. Eine Studie, an der über 60.000 Frauen zwischen 36 und 61 Jahren teilnahmen, ergab, dass diejenigen Frauen mit einem hohen Ballaststoffanteil in der Nahrung seltener an Obstipation leiden als Frauen mit einer geringen Ballaststoffaufnahme. Andere Studien zeigen aber, dass Probanden mit Obstipation häufig genauso viele Ballaststoffe aufnehmen wie nicht obstipierte Personen. Patienten mit Obstipation nehmen oft weniger Mahlzeiten ein als Kontrollpersonen ohne Verstopfung. Der Kaloriengehalt der Nahrung ist häufig geringer und der Proteingehalt höher.
Ballaststoffmangel kann also ein Faktor sein, der zur Verstopfung beiträgt, eine ballaststoffarme Kost ist aber nicht generell für Obstipation verantwortlich. Ein Mehr an Ballaststoffen hilft vor allem Patienten mit einem tatsächlichen Mangel an Ballaststoffen, muss aber nicht immer effektiv sein. Ebenso verhält es sich mit der täglichen Flüssigkeitsaufnahme. Ein erwachsener Mensch sollte täglich etwa 2–3 l Flüssigkeit aufnehmen. Reicht die Flüssigkeitsaufnahme nicht aus, kommt es zu einer Dehydratation. Diese kann mit harten, schmerzhaften und seltenen Stuhlgängen einhergehen.
• Hinweis für die Praxis
• Das Auffüllen der körpereigenen Flüssigkeitsressourcen ist ein konkreter Therapieansatz bei Obstipation und verminderter Flüssigkeitsaufnahme. Trinken über die empfohlene Tagesflüssigkeitsmenge hinaus hat aber bewiesenermaßen keine Auswirkungen auf Beschaffenheit und Frequenz des Stuhlgangs.
Kuhmilchverzicht bei Kindern. Bei Kindern wurde ein Zusammenhang zwischen dem Kuhmilchverzehr und dem Auftreten von Obstipation gefunden. Bei manchen Kindern lässt sich die Obstipation allein durch den Verzicht auf Kuhmilch lindern. […]
Medikamente und Probiotika. Die Behandlung der chronischen Obstipation erfordert neben gesunder Ernährung und Lebensführung vielfach auch Laxanzien [Abführmittel]. Als Mittel der ersten Wahl gelten je nach Ursache der Obstipation Ballaststoffe [wie Floraglück], osmotisch wirksame Substanzen [wie Floraglück], Polyethylenglykole und [bestimmte Medikamente]. […]
aus: Michael M. Kochen: Duale Reihe — Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Thieme, Stuttgart, 2006 (Buch bei Amazon bestellen).
[…] Ernährung bei Verstopfung
Eine faserreiche Kost wird empfohlen; es gibt aber nur wenig valide Daten zu ihrem Effekt. So erhöht faserreiche Kost die Stuhlmenge, das Stuhlgewicht und beschleunigt die Stuhltransitzeit. Der Einsatz ist eher prophylaktisch sinnvoll. Im Rahmen einer bestehenden Obstipation könnte sich die Symptomatik ohne vermehrte Flüssigkeitszufuhr eher noch verschlechtern. Allgemeine Ernährungshinweise sind in [der folgenden] Tabelle dargestellt.
Tabelle: Allgemeine Ernährungshinweise für Patienten zur Regelung von Verdauungsstörungen bei hartnäckiger Obstipation
• Reichlich Flüssigkeitszufuhr über den gesamten Tag, d. h. wenigstens 1,5 l reine Trinkflüssigkeit, besser 2 l. Es empfiehlt sich, diese Trinkmenge bereits morgens als Erinnerung zurechtzustellen.
• Morgens nüchtern aus dem Kühlschrank: 2 Glas Orangensaft oder 1/4 l Buttermilch oder 2 Glas Wasser (ohne Kohlensäure)
Nahrungsmittel, die den Stuhlgang fördern:
• Gemüse | z. B. Blumenkohl, Rosenkohl, Gurken, Karotten, Kohlrabi |
• Getreide | z. B. Müsli oder 3 Esslöffel Weizenkleie und/oder 3 Esslöffel Leinsamen über den Tag verteilt in Kefir oder Joghurt |
• Obst | z. B. Äpfel, Rhabarber, rohe und gekochte Früchte, Apfelsinen |
• Trockenobst | 6 Pflaumen oder 3 Feigen morgens eingeweicht, abends eingenommen |
[…] |
aus: Stephanie Barth: BASICS Ernährungsmedizin. Urban & Fischer, München, 2009 (Buch bei Amazon bestellen).
[…] Obstipation
Einfluss von Ballaststoffen
Unabhängig von dem Vorliegen einer Obstipation sind Stuhlgewicht und -volumen (innerhalb physiologischer Grenzen) umso größer und die intestinale Passagezeit umso kleiner, je größer die zugeführte Ballaststoffmenge ist. Dies liegt zum einen am Eigengewicht der Ballaststoffe und zum anderen daran, dass die Stoffe osmotisch Flüssigkeit binden und durch ihre Fermentation das Wachstum von Bakterien im Darm angeregt wird. Darüber hinaus werden bei der Fermentierung der Ballaststoffe kurzkettige Fettsäuren gebildet, die die Peristaltik des Darms erhöhen.
Ernährungstherapie
Die Meinungen über die Wirksamkeit einer Therapie mit Ballaststoffen gehen auseinander. Bisher konnte nur bei der Hälfte der behandelten Patienten eine Besserung der Symptome durch die Gabe von Ballaststoffen [wie Floraglück] bewiesen werden. Anerkannt ist eine ballaststoffreiche Ernährung zur Therapie einer leichten Obstipation und zur Prophylaxe. Eine Therapie mit Ballaststoffen kann beispielsweise in der täglichen Gabe von 5–10 g Weizenkleie (1–2 Esslöffel), die nach 1–2 Wochen auf 20–30 g erhöht wird, bestehen. Besonders am Anfang kann diese Therapie mit Völlegefühl und Meteorismus (Blähsucht) einhergehen. Bei hoher Zufuhr von Ballaststoffen kann es zu einer Verminderung der Aufnahme von Vitaminen und Mineralien kommen. Ballaststoffe sind nicht frei von Nebenwirkungen. Eine ballaststoffreiche Diät ist bei Darmobstruktionen kontraindiziert. Wenn Defäkationsstörungen bestehen, Patienten immobil sind, zu wenig Flüssigkeit aufgenommen wird oder neurologische Krankheiten wie autonome Neuropathien vorliegen, hat eine ballaststoffreiche Ernährung wenig Nutzen. […]
aus: Manfred J. Müller: Ernährungsmedizinische Praxis. Methoden — Prävention — Behandlung. Springer, Heidelberg, 2007 (Buch bei Amazon bestellen).
[…] Ballaststoffreiche Kost
Indikationen [Anwendungsbereiche]. Obstipation (Stuhlfrequenz 2‑mal/Woche) […] Definition. Die Kost hat einen hohen Ballaststoffanteil von über 30 g/Tag (>15 g/1000 kcal) unter Bevorzugung zellulose- und hemizellulosehaltiger Nahrungsmittel (Vollkornerzeugnisse). Gemüse überwiegend als Rohkost, Frischobst, Trockenfrüchte. Sie vermeidet stark blähende (Hülsenfrüchte, frisches Brot) sowie stopfenden Nahrungsmitteln (z. B. Banane, Schokolade, Rotwein). Die Nährstoffrelation entspricht der Vollkost.
Ziele. Linderung der Beschwerden, Stuhlfrequenz mindestens 3- bis 4‑mal/Woche, Verbesserung der Stoffwechsellage.
Anmerkung. Obstipation ist durch anstrengende/schwierige Entleerung (bei >25% der Stuhlgänge), festem Stuhl (>25%), das Gefühl der unvollständigen Entleerung (>25%), digitale Versuche der Entleerung (>25%) und 3 Stuhlgängen pro definiert. Vor Einleitung einer diätetischen Maßnahme ist eine Abklärung (bei Patienten 50 Jahre: Rektosigmoidoskopie; >50 Jahre Coloskopie) absolut notwendig. Ballaststoffe sind die Anteile pflanzlicher Zellen, welche nicht verdaut werden können. Ballaststoffkomponenten sind Zellulose, Hemizellulose, Pektine, Lignin, Schleimstoffe. Zur Wirksamkeit verschiedener Ballaststoffe siehe ?Tab. 2.52, zu Ballaststoffquellen und ‑gehalt ausgewählter Lebensmittel siehe ?Tab. 2.53–2.56). Bei einer ausgewogenen Ernährung werden bis zu 1/3 der Ballaststoffe als lösliche Substanzen zugeführt. Brot und Backwaren sind ballaststoffreich, wenn sie >6 g/100 g enthalten. Die Ballaststoffe sollten je zur Hälfte in Form von Getreide sowie Obst und Gemüse eingerechnet werden. Ballaststoffzusätze in Brot und Müsli sind möglich. Nicht vorgesehen sind Zusätze von Kleie und Ballaststoffpräparaten sowie Leinsamen und Laxantien.
Ballaststoffpräparate. Ballaststoffpräparate dürfen nur bei medizinischen Indikationen und unter ärztlicher Überwachung gegeben werden. Bei Gabe von Ballaststoffpräparaten ist besonders auf eine ausgewogene Ernährung zu achten. Der Ballaststoffanteil kann bei individueller Toleranz weiter gesteigert werden. Der Zusatz von grob gemahlener Weizenkleie ist stufenweise, beginnend mit 5 g/Tag auf maximal 20–30 g/Tag zu steigern. Weizenkleie enthält 40 g Ballaststoffe/100 g, wovon 40–50% bakteriell abgebaut werden. […]
Probleme. Bei Einnahme von Ballaststoffen bzw. Ballaststoffpräparaten ist auf eine reichliche Flüssigkeitszufuhr (>2 l/Tag) zu achten. Eine sehr ballaststoffreiche Kost kann mit Verlusten von Mineralstoffen und Spurenelementen (Cave: Kalzium, Eisen, Zink) im Stuhl einhergehen.
Eine Ballaststoffzufuhr in einer Höhe >50 g/Tag ist ohne nachweisbaren Effekt und wird von den Patienten nicht toleriert (Übelkeit, Flatulenz, Blähung). Probleme werden häufig zu Beginn der Umstellung auf eine ballaststoffreiche Ernährung beobachtet. Praktische Empfehlungen für die Kostumstellung sind, zuerst Vollkornbrot und ungeschälten Reis vermehrt zu verzehren, danach stufenweise Rohkost, Obst, und Hülsenfrüchte einzuführen, bei Kuchen nach und nach Vollkornmehl verwenden, Kümmel, Anis, und Fenchelsamen als Streuwürze und zusätzlich als Tee erhöhen die Bekömmlichkeit. Die Kombination von stark zuckerhaltigen Lebensmitteln und Vollkornspeisen wird von manchen Menschen schlecht vertragen. Deshalb sollte zunächst auf Süßigkeiten, stark gesüßte Getränke, usw. verzichtet werden.
Medikamente. Wirkgruppen und Prinzipien von Abführmitteln (Laxantien) sind in ?Tab. 2.57 dargestellt. Die Medikamente wirken unterschiedlich und erhöhen das Stuhlvolumen (Ballaststoffpräparate) bzw. wirken osmotisch (nicht resorbierbare Kohlenhydrate oder z. B. Magnesiumhydroxid) oder stimulierend (wie z. B. Anthrachinone). Praktische Hinweise zur Abklärung und Behandlung eines obstipierten Patienten ?Tab. 2.58 zu entnehmen.
Tab. 2.52. Wirkung und gezielter Einsatz von Ballaststoffen in der Ernährung
Ballaststoffe |
Effekt |
Indikation |
Unlöslich |
Stuhlvolumen ? |
Verstopfung, Divertikulitis, Hämorrhoiden |
Löslich |
Dünndarmpassage ?, Resorption verzögert, kurzkettige Fettsäuren ? |
Diabetes mellitus 1, Fettstoffwechselstörung, Dumping-Syndrom |
1 Belegt für Guar und isoliertes Pektin. |
Tab. 2.53. Ballaststoffquellen in der Nahrung
Zellulose |
Kohl |
Bohnen |
|
Wurzelgemüse |
|
Vollkornprodukte |
|
Kleie |
|
Hemizellulose |
Kleie |
Cerealien |
|
Vollkornprodukte |
|
Lignin |
Kleie |
Pektin |
Äpfel |
Zitrusfrüchte |
|
Erdbeeren |
|
Gemüse |
|
ß‑Glukane |
Hafermehl |
getrocknete Bohnen |
Tab. 2.54. Ballaststoffgehalt verschiedener Lebensmittel.
Gehalt pro 100 ga |
|
Hülsenfrüchte |
3–12 g |
Vollkornbrot |
5–10 g |
Knäckebrot |
4–12 g |
Müsli |
5–9 g |
Teigwaren |
3–8 g |
Gemüse |
3–10 g |
Obst |
4–7 g |
a Angaben bezogen auf den essbaren Anteil unter Berücksichtigung der Verluste durch die Zubereitung. Datenbasis: Bundeslebensmittelschlüssel. Die Daten wurden aufgerundet. |
Tab. 2.55. Ballaststoffgehalt ausgewählter Lebensmittel pro Portionsgröße
=0,5 g |
Äpfel (ohne Schale), Aprikosen, Tomaten, Reis, Spaghetti, Cornflakes |
0,6–1,0 g |
Orangen, Pflaumen, Blumenkohl, Kohlrabi, Sojasprossen (gekocht) |
1,1–2,0 g |
Äpfel, getrocknete Pflaumen, Chicoree, Sojasprossen (roh) |
2,1–3,0 g |
Bohnen, Erbsen, Vollkornnudeln, Birnen |
>3,1 g |
Stachelbeeren, Graupen, Linsen, Kleie |
Tab. 2.56. Ballaststoffarme und ballaststoffreiche Ernährung (eine Auswahl)
Ballaststoffarm |
Ballaststoffe (g/d) |
Ballaststoffreich |
Ballaststoffe (g/d) |
100 g Weißbrot |
2,2 |
200 g Vollkornbrot |
15,2 |
100 g Mischbrot |
4,2 |
100 g Kartoffeln |
1,7 |
100 g Kartoffeln |
1,7 |
200 g Kartoffeln |
5,2 |
200 g Kartoffeln |
5,2 |
60 g Tomaten |
0,8 |
60 g Tomaten |
0,8 |
200 g Orangen |
5,8 |
150 g Orangen |
4,4 |
200 g Äpfel |
4,6 |
60 g Kuchen |
0,5 |
200 g Rosenkohl |
13,0 |
200 g Dicke Bohnen |
13,0 |
||
Summe |
19,0 |
Summe |
53,7 |
Tab. 2.57. Wirkprinzip und Übersicht der Laxantien (Abführmittel). (aus Mutschler, 1996>
Handelsname (Beispiele) |
||
Quellstoffe |
Leinsamen, Flohsamen, Weizenkleie, Bassorin |
Agiocur, Metamucil |
Osmotisch wirksame Laxantien |
Salinische Abführmittel |
Bitter- und Glaubersalz |
Antiresorptiv und hydragog wirkende Laxantien |
Rizinusöl |
Laxopol |
Gleitmittel |
Paraffinum subliquidum |
In Tirgon enthalten |
Substanzen mit Wirkung auf den Defäkationsreflex |
Sorbit |
Babylax, Glycilax, Mikroklist |
Tab. 2.58. Charakterisierung und Behandlung von Obstipation
Definition und Diagnostik der chronischen Obstipation |
Behandlung der Obstipation |
Geeignete Lebensmittel bei Obstipation |
Ungeeignete Lebensmittel bei Obstipation |
- Ausschluss stenosierender Prozesse sowie einer systemischen Erkrankung |
- Ernährung: Ballaststoffreiche Kost (mind. 30 g, Cave: 50 g/Tag sind ohne weiteren Effekt), Sauermilchprodukte mit laxierender Wirkung. |
- Getränke: Kaffee, Buttermilch, Kefir, Obstsäfte |
- Weißbrot, helle Brotsorten, Feingebäck, Kuchen |
aus: Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS), Deutsche Gesellschaft für Neurogastroenterologie und Motilität (DGNM): Aktualisierte S2k-Leitlinie chronische Obstipation. Registernummer 021–019. Stand: 31.10.2021 , gültig bis 30.10.2026.
[…] Statement 2–1
(Starker Konsens)
Assoziationen zwischen Obstipation und faserarmer Kost, verringerter Flüssigkeitsaufnahme, mangelnder Bewegung und Unterdrückung des Defäkationsreizes sowie abrupter Änderungen der Lebensumstände wurden in der Literatur beschrieben. Ein direkter kausaler Zusammenhang ist jedoch nicht belegt.
Kommentar
Die aufgeführten Faktoren werden häufig als tradierte Ursachen einer Obstipation angesehen, lassen sich durch evidenzbasierte Daten jedoch nicht bestätigen […]. So haben Vergleiche zwischen Obstipierten und Gesunden gezeigt, dass keiner der Faktoren zwangsläufig zur Obstipation bzw. zur deutlichen Besserung der Beschwerden nach deren Behebung führt […]. Vielmehr ist davon auszugehen, dass eine bereits bestehende Obstipationsneigung durch diese Faktoren getriggert bzw. klinisch evident wird. Zu allen aufgeführten Faktoren ist die Studienlage uneinheitlich: Faserarme Kost kann einerseits die Entwicklung einer Obstipation befördern, andererseits wurden keine Unterschiede zwischen Obstipierten und Nicht-Obstipierten hinsichtlich des Ballaststoffgehaltes der Nahrung gefunden. Studien zur Menge der Flüssigkeitszufuhr zeigten ebenfalls widersprüchliche Ergebnisse. So steht eine verringerte Flüssigkeitszufuhr mit dem Auftreten einer Obstipation zwar im Zusammenhang, die Menge der Flüssigkeitszufuhr korreliert jedoch nicht mit der Häufigkeit einer Obstipation […]. In keiner Studie ließ sich mangelnde körperliche Bewegung als eindeutiger kausaler Faktor für eine Obstipation belegen […].
[… ] Therapie
Statement 4–1
(?, Starker Konsens)
Ballaststoffe („natürliche“ und spaltbare lösliche) können Obstipationssymptome bessern und sollten versucht werden.
Kommentare
— Der Wirksamkeitsnachweis für die löslichen Ballaststoffe durch Plazebo-kontrollierte Studien ist stärker als für natürliche Ballaststoffe […]
— Weizenkleie führt bei Nicht-Obstipierten und Obstipierten zu einer Verkürzung der Transitzeit und zu einer Zunahme des Stuhlgewichts. Bei Obstipierten war die Wirkung jedoch geringer [..]. Patienten mit slow transit-Obstipation oder Defäkationsstörung sprechen auf Ballaststoffe schlechter an als solche ohne nachweisbare Störung.
— Mehrere Studien legen einen positiven Effekt natürlicher Ballaststoffe [wie in Floraglück] nahe […]. Die allgemein empfohlene Ballaststoffzufuhr von = 30g/die wird aber zumeist nicht erreicht.
— Obstipierte nehmen nicht weniger Ballaststoffe zu sich als Nicht-Obstipierte […] aber in einer Kohortenstudie bei 62.036 Frauen trat die Obstipation häufiger bei sehr niedriger Ballaststoffzufuhr auf […].
— Eine Erhöhung der Ballaststoffzufuhr [wie mit Floraglück] kann den Bedarf an Laxativa reduzieren […]
Statement 4–2
(?, Starker Konsens)
Bei fehlender Wirksamkeit und/oder Auftreten von unangenehmen Begleitsymptomen sollten die Zufuhr von Ballaststoffen reduziert und andere Maßnahmen zur Obstipationstherapie bevorzugt werden.
Kommentare:
— Ballaststoffe haben oft unangenehme Begleitsymptome wie z. B. Blähungen und abdominelle Krämpfe.
— Nebenwirkungen treten sowohl bei natürlichen (Kleie etc.) wie auch den löslichen Ballaststoffen (Flohsamenschalen etc.) auf […].
[…]
Statement 4–3 a
(?, Starker Konsens)
Auf eine tägliche Trinkmenge von 1,5–2 Litern sollte geachtet werden.
Statement 4–3 b
(?, Starker Konsens)
Eine hierüber hinausgehende zusätzliche Flüssigkeitszufuhr hat keinen therapeutischen Effekt und sollte zur Therapie der Obstipation daher nicht empfohlen werden.
Kommentar:
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt für Erwachsene in Abhängigkeit vom Alter eine tägliche Flüssigkeitszufuhr von 2,25–2,7 l, wovon mindestens 1,3–1,5 l über Getränke zugeführt werden sollten. Ko-Morbiditäten [Begleiterkrankungen] wie Herz- oder Niereninsuffizienz sind bei der Flüssigkeitszufuhr zu berücksichtigen. Eine Verminderung der Trinkmenge unter die empfohlene Tagesmenge reduziert bei Gesunden die Stuhlfrequenz und ‑menge ohne Beeinflussung des Colon-Transits. Entsprechend konnte bei Jugendlichen eine Assoziation zwischen einer niedrigen Trinkmenge und einer niedrigen Stuhlfrequenz gefunden werden. Allerdings ist in den meisten Untersuchungen die Trinkmenge bei Obstipierten und Kontrollen identisch. Bei jedem obstipierten Patienten sollte aber im Rahmen der Anamnese die Trinkmenge abgefragt werden, da mehrere Studien nachweisen konnten, dass sich eine Obstipation durch Normalisierung der Trinkmenge bessern kann. Kein Effekt auf die Obstipation ist dagegen bei einer Steigerung der Trinkmenge über die empfohlene Menge hinaus zu erwarten.
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