“Veronica, der Lenz ist da, die Mädchen singen trallala…” Die Comedian Harmonists haben eindeutig an eine schöne Frau namens Veronica gedacht, als sie ihr frivoles Lied komponiert haben. Doch in der Natur gibt es auch eine Veronica oder Echten Ehrenpreis (Veronica officinalis), die sich nun gerade zum Lenz überall blicken läßt. Ihre wunderhübschen Blüten sind ein Hingucker und können bezaubern. Veronica officinalis ist eine Heilpflanze.
Es gibt viele Veronicas: Faden-Ehrenpreis (Veronica filiformis), Bachbungen-Ehrenpreis (Veronica beccabunga), Persischer Ehrenpreis (Veronica persica), Glänzender Ehrenpreis (Veronica polita) usw. Im Folgenden ist die Rede vom Echten Ehrenpreis, die zu den sehr alten Heilpflanzen gehört. Laut Madaus [1] soll der Name von Plinius stammen, wahrscheinlich der Ältere (23–79 nach Christi), der war nämlich Historiker. Von ihm stammt die Naturalis historica (Enzykopädische Naturheilkunde), weshalb er sich unter anderem auch für das Wissen der “Barbaren” interessierte. Dazu gibt es Geschichten: Plinius soll den Namen Betonica von dem keltischen Volke der Vetonen falsch verstanden und in Veronica umgewandelt haben. Eine andere Bedeutung “vera unica” — das einzig Wahre könnte auch dahinter stecken. Den Namen Ehrenpreis soll sich die Heilpflanze verdient haben, in dem sie einen fränkischen König, der viele Jahre an Aussatz litt, heilte. Volkstümliche Namen der Heilpflanze sind Grindkraut, Grundheil oder Schlagenkraut. Und zu jedem Namen gibt es natürlich eine Geschichte.
In der Literatur gibt es verschiedene Einsätze der Heilpflanze. So rühmt Bock in seinem Kreutterbuch von 1565, Ehrenpreis als “fürtreffliche bewerte artznei” und empfiehlt Ehrenpreis bei “pestilentzischem Fieber, Milz‑, Magen‑, Leber‑, Nieren und Blasenleiden.
Von Haller schrieb in seinem Medicin Lexicon von 1755 dem Ehrenpreis stärkende “Brust- und Wundkraft” zu oder harn- wie schweisstreibende Wirkungen zu. Und Kneipp nutzte die Heilpflanze, um den Körper vom Schleim zu befreien, weshalb sie ein Schutzmittel gegen Schwindsucht und Gichtleiden sei. “Es genüge, jeden Morgen eine kleine Tasse Ehrenpreistee zu trinken”, heisst es in “Das große Kneippbuch”.
Tee-Rezept: Einen Teelöffel voll Ehrenpreis frisches blühendes Kraut (Sammelzeit Juni bis August) in einer Tasse mit heissem Wasser aufbrühen und abgedeckt ziehen lassen.[1]
Im Hager befindet sich eine Angabe für getrocknete Droge und äußerlichen Einsatz von Ehrenpreis: 1 Handvoll (trockner) Droge mit einem Liter Wasser 10 Minuten kochen lassen. Die äußere Anwendung ist für Waschungen, Umschlägen bei Geschwüren, Wunden, Flechten. [2]
Quellen:
[1] Madaus, G: Lehrbuch der Biologischen Heilmittel. Georg Thieme Verlag Leipzig, 1938.
[2] Hager Rom 2006. Hagers Handbuch der Drogen und Arzneistoffe. Springer, Universität Würzburg 2006.
Mehr:
Arzneipflanzen-Merkblätter des Kaiserlichen Gesundheitsamtes, Nr. 12, Ehrenpreis