Ohne weibliche Hopfen-Zapfen (Lupuli flos) kein Bier. Nur sie enthalten die nötigen Hopfenbitterstoffe, die dem beliebten Getränk, je nach prozentualem Zusatz, Bitterkeit und den typischen Geschmack verleihen. Hopfen enthält den höchsten Gehalt an sogenannten Phyto-Hormonen. Das sind Pflanzenstoffe, die bei Tieren aufgrund ihrer östrogenartigen Wirkungen Unfruchtbarkeit erzeugen können. Entwicklungsgeschichtlich wird vermutet, dass die Pflanze sich damit gegen Fressfeinde zur Wehr setzte. Auch beim Menschen bleiben die pflanzlichen Phytoöstrogene nicht ohne Wirkung: Männer, die viel Bier trinken bekommen einen Bauch — einer Schwangeren ähnlich. Auch die Entwicklung eines weiblichen Busenansatzes ist bei Vieltrinkern erkennbar.
Kritiker dieser These behaupten schlicht, dass die zunehmende “Verweiblichung” von Bierfreunden an der gesteigerten Energieaufnahme liegt (Bier=flüssiges Brot). Und dennoch: Die hohe Wirksamkeit liess sich zu Zeiten, als der Hopfen noch per Hand gepflückt wurde, leichter nachvollziehen: Junge Frauen konnten aufgrund des hohen Östrogengehalts des Hopfens Zyklusstörungen bekommen. Auch die Hopfenpflückerkrankheit, die nur während der Ernte beobachtet wurde, zeugt von den Nebenwirkungen der pflanzlich-hormonellen Wirkungen: Die Frauen (meistens waren nur Frauen mit der Ernte beschäftigt) litten unter Kopf- und Gliederschmerzen, entzündlichen Hautrötungen und dem “Hopfenauge” einer Augenbindehautentzündung und an Schläfrigkeit.
Hopfen hat unter anderem beruhigende (sedierende) Wirkungen. Gerne wird Menschen, die unter Schlafstörungen leiden, warmes Bier als Schlafttrunk anempflohlen — wer es mag… Doch hat auch kühles Bier durchaus schlaffördernde Wirkungen. Als alkoholfreie Alternativen bieten sich Teemischungen an. Hopfen wird wegen der Bitterkeit gerne mit anderen, ebenfalls beruhigenden Heilpflanzen zu “Schlaftees” vermischt.
Wer es mag — hier ein Rezept für puren Hopfentee: 1–2 Teelöffel Hopfenzapfen mit 150 Millilitern (1 großer Teebecher) heissem Wasser überbrühen. 10 Minuten abgedeckt ziehen lassen, durch ein Sieb abseihen und vor dem Schlafen gehen trinken.
Bei Schlafstörungen sind Rituale wichtig. Diese zeigen dem Körper an, nun ist Schlafenszeit. Dazu kann ein Becher warmer Hopfentee gehören oder noch das Lesen beruhigender Bettlektüre. Nicht geeignet ist Fernsehen oder das Lesen von Krimis — die machen wieder wach.
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