Der Frühling ist die traditionelle Zeit des Fastens. Wenn die Natur erwacht, fasten Menschen gerne ein bis zwei Wochen. Diese Art “Hausputz” kann aus religiösen, spirituellen oder gesundheitlichen Gründen vorgenommen werden. Das Gefühl, “entschlacken und entgiften” zu wollen steht bei Manchem im Vordergrund. Oder auch das Bedürfnis einen Neuanfang zu wagen und endlich alte Gewohnheiten oder zuviel Gewicht abstreifen zu können.
Nur gesunde Menschen sollten alleine fasten. Wem der freiwillige Nahrungsverzicht nicht leicht fällt, kann sich Unterstützung suchen. So durch eine Fasten-Gruppe. Diese kann unter Anleitung eines erfahrenen Menschens oder Therapeutens stattfinden. Besonders für Fasten-Einsteiger kann das hilfreich sein. Denn sie müssen sich um nichts kümmern, sondern können sich ganz auf sich konzentrieren. Die Fasten-Begleiter entwickeln die Fasten-Abläufe, geben Vorgaben zum Beispiel wann und wie Einläufe, Tee-Pausen gemacht werden. Auch die Bewegung in schöner Natur mit Gleichgesinnten kann helfen. Bei möglich auftretenden Problemen ist dann eine Kontaktperson da, die sich um das Wohl des Fastenden kümmert (warme Decken oder Wärmflaschen) aufmunternde oder tröstende Worte findet.
In den ersten Tagen des Fastens dreht sich bei den Meisten alles um das Essen. Dafür sorgt der Hunger, der sich mit Bildern von köstlichstem Essen zu Wort meldet. Welche Erfahrungen Fastende machen ist höchst unterschiedlich. Selbst Fasten-Erfahrene erleben, dass jedes Fasten anders sein kann. In den ersten Tagen des Fastens stellt sich der Körper um: Vom Kohlenhydratstoffwechsel zunächst auf den Eiweiss-Stoffwechsel, und je nach Länge des Fastens später auf den Fettstoffwechsel. Dabei können Fastende mit seelischen und körperlichen Ereignissen konfroniert sein: Bauchkrämpfe, Kopfschmerzen beispielsweise oder Frieren, niedriger Blutdruck oder Schlafstörungen können sich einstellen. Am besten ist es, auf die körperlichen Reaktionen wie Aufflackern alter Krankheiten oder seelischem wie Trauer oder Freude mit Ruhe und Gelassenheit zu reagieren. Körper, Seele und Geist brauchen entweder Ruhe (genügend Schlaf und Pausen) oder Anregung. Manche Menschen machen die überraschende Erfahrung sich durch das Fasten besonders energiegeladen zu fühlen. Sie können ohne Probleme lange Spaziergänge bewältigen oder anderweitig sportlich aktiv sein. Das Horchen auf den Körper und seine Bedürfnisse ist in jedem Falle angemessen. Die üblichen Überforderungsprogramme oder besondere Reize (Fernsehen) sollten beiseite gelassen werden während der Zeit des Fastens.
Wer fasten möchte, sollte sich vorher unbedingt genau informieren. Es werden beispielsweise verschiedene Utensilien wie Klistier für Einläufe oder Glaubersalz benötigt. Fasten-Einsteiger sollten im Urlaub fasten oder sich eine Auszeit nehmen. Auch die Zeit des Fastenbrechens will vorbereitet sein und vor allem mit strenger Disziplin durchgeführt werden. Denn nichts ist schwieriger für den Körper zu bewältigen, als richtige Mahlzeiten gleich nach dem Fasten.
Wer fastet, um Gewicht zu verlieren sollte sich folgendes klarmachen: Nur eine langfristige Ernährungsumstellung auf gesunde, ballaststoffreiche möglicherweise sogar vegetarischen Ernährung, wird zum Wunschgewicht verhelfen. Wer nach dem Fasten nicht die Ernährungsgewohnheiten umstellt, wird kurz nach dem Fasten wieder das gleiche Gewicht auf die Waage bringen.
Wer krank ist oder an chronischen Erkrankungen (zum Beispiel: Adipositas, Hypertonie, Asthma bronchiale, Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa) leidet, sollte nicht alleine sondern nur unter ärztlicher Betreuung fasten. Für Menschen, die an Krebs, Tuberkulose, schwere Depression leiden, gibt es noch keine Studien oder Aussagen, ob das Fasten gut ist. Die Meinung der Wissenschaftler ist nicht eindeutig. Wer jedoch fasten will, sollte sich unbedingt den Rat einer erfahrenen Fastenklinik geben lassen. Für Diabetes Mellitus Typ II ist Fasten unter ärztlicher Aufsicht gut geeignet. Studien haben ergeben, dass durch das Fasten ein tiefer Eingriff in den Stoffwechsel möglich ist. Mit Hilfe von erfahrenen Fasten-Ärzten kann gelingen, den Medikamenten-Einnahme zu verringern oder manchmal sogar wieder zur Gesundheit zurück zu finden. Diese Fastenkonzepte sind ganzheitlich. Dazu gehört nicht nur Fasten, sondern auch viel Bewegung, Ernährungsberatung und ‑Umstellung wie seelisch/ therapeutische Arbeit. Dabei wird den Fragen nachgegangen: Welchen Sinn hat das Essen? Ist es eine Frust- und Stress-Reaktion, Belohnung oder Kompensation für unerfülltes oder unglückliches Leben. Eine bekannte und renomierte Fastenklinik ist zum Beispiel die Buchinger Fastenklinik.
Literatur: Lützner, Hellmut: Wie neu geboren durch fasten. Gräfe und Unzer. GU-Ratgeber.
Apropos: “Entschlacken” und “Entgiften” kann nur im übergeordeten Sinne verstanden werden. Denn ein gesunder Körper sammelt nichts Schädliches an. Ein gesunder Organimus sorgt zu jeder Zeit dafür, dass Erreger, Fremd- oder Giftstoffe aus dem Körper über Leber, Nieren, Darm oder Haut entfernt werden.