Auf Wochenmärkten werden geschnittene Misteln verkauft. Sie hängen in der Weihnachtszeit über dem Eingangsbereich eines Hauses — ein Brauch, der aus den USA stammt. Der Zweig soll nicht nur Glück ins Haus bringen. Er soll auch Menschen, die sich unter einem Mistelzweig küssen, lebenslanges Eheglück bescheren- so der Wunsch. Die Mistel (Viscum album) ist eine besondere Heilpflanze, schon weil sie als Schmarotzer ihre Wurzeln in Wirtsbäume treibt und sich von ihnen ernährt.
Mythologisch hatte die Mistel bei den Germanen Bedeutung. Den Kelten war die Mistel heilig. Ein wenig Mythologisches brachten zwei Franzosen unterhaltsam in unsere Zeit: Die Comic-Zeichner Goscninny und Uderzo, die Väter von Asterix und Obelix wussten, dass kein echter Druide ohne Mistel auskommt. So musste auch Miraculix, der Zauberer des unbeugsamen Dorfes in dem Asterix lebte, regelmäßig in die Bäume klettern, um sie als wichtige Zutat für seinen Zaubertrank bereit zu halten. Schließlich könnten die trotteligen Römer auf die Idee kommen, einen erneuten Angriff auf Asterix’ Heimatdorf zu starten…
Apropos Bäume. Nicht überall konnte Miraculix fündig werden, denn die weissbeerige Mistel ist an bestimmte Baumwirte gebunden: Zwar können theoretisch fast alle Bäume besiedelt werden, doch die Mistel bevorzugt Apfelbäume, Pappeln und Tannen. Die Heilpflanze hat in der anthroposophischen Medizin als Heilmittel gegen Krebs Bedeutung erlangt. Eine Misteltherapie gehört nicht in die Selbstmedikation. Ihr Einsatz erfolgt immer nach einer Krebsbehandlung und ist keinesfalls als Alternative zu sehen zu den nötigen schulmedizinisch eingesetzten Maßnahmen wie Chemotherapie, Bestrahlung oder Operation. Die Misteltherapie wird von Ärzten nach den Grundsätzen der Anthroposophie verordnet, wobei unter anderem die Auswahl des Wirtsbaumes, das Geschlecht der Patienten, ihre Konstitution sowie die erkrankten Organe maßgeblich sind. Die entsprechend ausgewählten Mistelextrakte werden als Injektionslösungen entweder von den Patienten selbst oder medizinischem Personal in die Haut gespritzt (Bauch oder Oberschenkel).
Die Inhaltsstoffe der Mistel sollen unspezifisch immunstimmulierend oder zytostatisch (Substanzen, die die Zellteilung hemmen) wirken. Sie sollen auch durch lokale Entzündungsreaktionen im Bereich der Einspritzung der Haut zu einer Aktivierung der Makrophagen (sogenannte “Fresszellen”) führen, und damit helfen Krebszellen zu beseitigen.
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