Ich war Anfang Oktober für sechs Tage in der Türkei/ Sivas beim 3. Internationalen Reisegipfels für das Thermal- & Gesundheitswesen [1]. Es war eine Pressereise, die angelegt war, um die medizinische Tourismuswirtschaft in Sivas anzukurbeln. Sivas heißt die Hauptstadt, wie auch die Provinz in Zentral-Anatolien. Das Land hat aufgrund seiner geografischen Besonderheiten (z.B. Erdbebengebiet) zahllose Thermalquellen, die seit Zeiten der Römer zum Zwecke der Gesundheitsförderung genutzt werden. Ein Besuch bei den Kangalfischen, die tierische, hilfreiche Therapeuten bei Schuppenflechte sind.
Die Thermalquellen haben viele gesunde Mineralien und 35 bis 40 Grad warmes Wasser. Diesen eher lebensfeindlichen Lebensraum haben sich die Kangalfische ausgesucht. Das warme Wasser ist nährstoffarm, weshalb die Fische alles anknabbern, was zu ihnen ins Wasser kommt, wie Menschen zum Beispiel. Die Doktorfische, wie sie auch genannt werden, setzen sich auf die Haut und saugen sich quasi darüber, was unglaublich kitzelt! Die meisten Frauen steigen unter Kreischen und Juchzen ins Wasser — die Männer natürlich weniger, weil sie das unter ihrer Würde halten. Es gab sogar einige, die auf dieses Vergnügen lieber verzichteten.
Die Kangal-Fische knabbern natürlich nur die oberen Hautschuppen ab, die ohnehin täglich von der Haut abgestoßen werden. Die Hautschuppen sind proteinhaltig, was den Fischen eine willkommene Nahrungsabwechslung bietet auf dem sonst eher kargen Speiseplan. Seit Längerem ist bekannt, dass das Abknabbern der Hautschuppen besonders bei Menschen mit Hautproblemen gesundheitsförderlich ist. Menschen mit Schuppenflechte (Psoriasis), Ekzemen oder sonstigen Hautproblemen profitieren davon. Es gibt Studien [2], die zeigen, dass die Schuppenflechte nach 3wöchiger Behandlung (jeden Tag 4–6 Stunden im Wasser liegen) sehr hilfreich ist. Das hört sich viel an. Doch muss die Leidenssituation der Schuppenflechte-Betroffenen mit einbezogen werden. Die Entzündungen ihrer Haut, die mit Jucken und Kratzen einhergeht, daraufhin auch noch verhornen kann — sind praktisch “zum Aus-der-Haut-fahren”. Die Ablehnung, die Schuppenflechte-Betroffene zudem durch ihr Äußeres erfahren durch ihre Umwelt erfahren können, verinnerlichen manche. Psoriasis-Betroffene leiden nicht nur an ihrer Haut, sondern auch an innerem Druck und Stress.
Dann kann eine dreiwöchige Auszeit mit täglich warmem Wasser gerade recht kommen [3]. Nach dem täglichen Bad in natürlichem Thermalwasser mit hohem Mineralstoff-Anteilen, reizklimatischen Bedingungen (Sivas liegt 1.500 Meter hoch), Natur und Ruhe klingt die Schuppenflechte ab. Das Hautbild normalisiert sich und die Betroffenen haben eine einjährige Pause. Die Psoriasis ist nicht geheilt, die Behandlung sollte jährlich wiederholt werden.
Interessant die Provinz Sivas, die eingebunden ist in eine unglaublich alte, kulturvolle Geschichte. Viele Völkerstämme sind durch diese Region gezogen und haben sie beeinflusst. Die Provinzhauptstadt selbst hat ein modernes Leben mit Shopping-Gelegenheiten jeder Art. Schnäppchen-Jäger werden schon alleine wegen des günstigen Kurses auf ihre Kosten kommen. Es gibt Kleidung en masse — schließlich hat die Türkei eine florierende Modeindustrie, die für Europa produziert. Gewürze, Tees, Nüsse, getrocknete Früchte frisch, in bester Qualität und zu Preisen, dass einem die Augen tränen. Die Stadt Sivas hat einen modernen Flughafen der zweimal täglich von Istanbul angeflogen wird.
Quellen:
[1] 3rd International Thermal & Healthcare Travel Summit. Sivas, Turkey,27.–30. Sept. 2018 (Link).
[2] Ozçelik S, Polat HH, Akyol M, Yalçin AN, Ozçelik D, Marufihah M.: Kangal hot spring with fish and psoriasis treatment. J Dermatol. 2000 Jun;27(6):386–90.
[3] Kurort bei Sivas, ein Beispiel
Mehr:
Kangalfische: Tierische Therapeuten bei Schuppenflechte (tiefergehender Bericht)