
Wermut (Artemisia absinthium) ist eine uralte Heilpflanze. In der Volksmedizin war es immer ein starkes Bittermittel, um Beschwerden im Magen-Darm-Trakt in Ordnung zu bringen. Wermut ist aber auch ein “Erhalter der Sinne”, d.h. ein Teil seiner ätherischen Öle wirkt auf das zentrale Nervensystem, weshalb das Heilkraut Bestandteil von Kräuterweinen und Aperitifs ist.
Der Absinth, ein Branntwein aus Wermut, mit Zusatz von Fenchel und Anis, galt im 19. Jahrhundert wegen seiner starken Wirkungen auf das zentrale Nervensystem als euphorisierendes Getränk. Künstler, Schriftsteller nutzten es zum Teil exzessiv. Der übermäßige Gebrauch zeigte dann schädigende Wirkungen wie Benommenheit oder sogar Halluzinationen. Das Trinken von Absinth folgt wie alle Mittel dem Gesetz des Paracelsus, dessen Weisheit “die Dosis macht das Gift” bis heute aktuell ist.

Das geschätzte Heilkraut übernahm in den letzten Jahrhunderten zudem Schutzfunktionen: Wermut wurde Kindern zum Beispiel in die Wiege gelegt, um sie vor Zauberei zu bewahren, und ihnen einen guten Schlaf zu ermöglichen [1]. Wegen seines starken Eigengeruchs empfahl Dioskurides das getrocknete Kraut als Anti-Motten-Mittel in den Schrank zu legen. Oder zerrieben und mit Öl vermischt gegen Mücken zu verwenden [2]. Ebenso kann Wermut als Abkochung bei schlecht heilenden Wunden, Hauterkrankungen oder Hautflechten eingesetzt werden.
Rezept Abkochung: Eine Handvoll Wermutkraut frisch oder getrocknet auf 1 Liter Wasser fünf Minuten lang kochen lassen. Danach abkühlen lassen. Mit sauberen Gaze- oder Leinentüchern in den Sud eintauchen, auswringen und auf die Wunde bzw. auf die zu behandelnden Stellen legen. Maximal 10 aufliegen lassen. Häufiger wiederholen.
Wermut ist ein Korblütler, der auf trockenen, mageren Böden wächst. Die mehrjährige Pflanze, etwa einen Meter hoch werdende Heilpflanze, ist wegen des charakteristischen Aussehens gut erkennbar. Außerdem läßt sich Wermut sehr gut sammeln und trocknen: Ein paar der Stängel werden abgeschnitten und Kopf über in einem trockenen Raum so lange getrocknet, bis Blätter und Blüten knisternd zwischen den Fingern zerrieben werden können. Anschließend wird das Kraut trocken und dunkel z.B. in einem braunen Glas mit Verschluss gelagert. Getrockneter Wermut hält ein Jahr lang.
[1] Bäumler, S: Heilpflanzen, Praxis heute. Urban & Fischer, München, Jena, 2007.
[2] Arzneimittellehre des Dioskurides, direkter Link
Mehr:
Wermut: Ein Fall für den Darm
Arzneipflanzenblätter des Kaiserlichen Gesundheitsamts: Wermut