Anisplätzchen gelten als Weihnachtsgebäck. Sind sie aber nur bedingt. Denn Anisplätzchen können auch sonst gegessen werden. Anis hat grundsätzlich entblähende, den Magen-Darm entkrampfende Wirkungen. Ob nun als Tee, als Gewürz oder im Gebäck, Anis wirkt.
In der Charité (ältestes und berühmtes Universitätskrankenhaus Berlins) liegen in den Krankenbereichen (hier Onkologie) Werbematerialien aus. Mir fiel ein Büchlein (Umfang 90 Seiten) auf mit dem Titel: “Rezepte für mehr Lebensqualität. Symptomorientierte Ernährung bei Krebserkrankungen”. Und zwar deshalb weil vor allem Heilpflanzen vorgestellt wurden, um Nebenwirkungen abzumildern, die Krebskranke sehr häufig erleiden, wenn sie mitten in ihren Therapien stecken: Sodbrennen, Völlegefühl und Blähungen, Durchfälle, Appetitlosigkeit treten beispielsweise bei vielen Betroffenen auf.
Grundsätzlich finde ich es gut, wenn Heilpflanzen verwendet werden, um Nebenwirkungen abzumildern. Dieses Büchlein wurde mit dem häufig zitierten Satz von Hippokrates eingeleitet: “Lasst eure Heilmittel Nahrungsmittel und eure Nahrungsmittel Heilmittel sein”. Ein guter Ansatz: Verfügbare Nahrungsmittel, Gewürze und Kräuter zu verwenden, um den Krebskranken zu helfen. Das Buch ist insgesamt sehr knapp gehalten, so auch die Informationen. Der Hauptteil besteht aus Rezepten, um die oben genannten Beschwerden zu lindern.
Ich habe mir die Anisplätzen aus dem Rezeptheft ausgewählt und nachgemacht. Einerseits weil ich Anis gerne mag, andererseits, weil ich das Rezept spannend fand. Es hatte sehr knappe Angaben:
Zutaten: 1 Teelöffel gemahlener Anis (ich habe frischen Anis genommen und gemörsert), 3 Eier, 250 Gramm Mehl (alternativ 125 Gramm Vollkornmehl), 250 Gramm Puderzucker. Das soll für 30 Anisplätzchen reichen.
Zubereitung: Ei und Puderzucker schaumig schlagen. Anis und Mehl nach und nach untermischen und gut verrühren.
Die Masse mit einem Löffel portionsweise auf einem Backblech verteilen, etwas antrocknen lassen (1–2 Std), anschließend bei 160 Grad 20–25 Minuten backen.
Ich habe mich an die Anweisung gehalten. Allerdings habe ich mich gewundert, dass keinerlei Fett und Treibmittel dabei sind. Meine Plätzchen habe ich auf Backpapier gelegt, und schon beim Verteilen sind sie auseinander gelaufen. Weil sie nicht nach 2 Stunden “aufgegangen” sind, habe ich einmal bei “Chefkoch” nach Anisplätzchen gesucht — und siehe da: Das Rezept ist viel zu knapp beschrieben. Das Triebmittel ist der Eischnee, der gründlich und lange geschlagen werden muss, damit eine lockere, luftige Kekskonsistenz entsteht. Das habe ich aus Unkenntnis nicht gemacht, weshalb die Kekse nicht aufgegangen sind — schade! Im Büchlein ist ein Foto abgebildet, welche nicht mit dargestellten Rezept übereinstimmten können. Denn es sind Kekse, die mit anderen Triebmitteln gebacken wurden. Das ist natürlich blöd! So entsteht der Eindruck, dass das Rezeptbuch zusammengeschustert wurde, ohne Überprüfung. Was mir die Lust nimmt, Weiteres auszuprobieren. Seriös kommt das nicht daher. Da hat ein Pharmahersteller “die guten Heilpflanzen” nutzen wollen für die Imagepflege — nur so etwas kann auch nach hinten losgehen.
Die oben abgebildeten Kekse sind knallhart, schmecken aber trotzdem.
Quelle: Ruppert M, Seebacher B, Nordmann B: Rezepte für mehr Lebensqualität. Symptomorientierte Ernährung bei Krebserkrankungen. TEVA GmbH, Berlin.
Mehr:
Anis: Gewürzmittel und Arznei
Sehr geehrte Damen und Herren!
Bitte senden Sie mir 3 Prospekte, von Ernährung für Krebskranke. Da ich beim Roten Kreuz arbeite, würde ich mich sehr über Ihre Nachricht freuen.
Besten Dank und verbleibe
Simone Schmidt