Die Ausstellung “Chili & Schokolade. Der Geschmack Mexikos” läuft vom 5.5.2017 bis 25.02.2018 im Botanischen Museum in Berlin. Ein Rundgang.
Gleich zu Beginn der Ausstellung ist ein Altar aufgebaut, der beispielhaft für den Tag der Toten “Dia de los Muertos” steht: Er ist ein wichtiger mexikanischer Feiertag und wird Ende Oktober bis zum 2. November begangen (nach dem Mondkalender berechnet). Das Volksfest wird allerorts in Mexiko als Erntedankfest gefeiert. Schließlich, so der tiefverankerte Volksglaube, kehren die Toten aus dem Jenseits zurück und feiern den Ernteabschluss mit den Lebenden. Selbstverständlich finden die Feste auf den Friedhöfen statt, wo Musiker aufspielen, gegessen und getrunken wird. Sie werden aufwändig begangen: Totenköpfe, Papiergirlanden und Blumenaltäre sind aufgestellt, dazu werden die Lieblingsspeisen der Toten aufgefahren, damit sich die Seelen der Toten und die Lebenden gemeinsam daran laben können. Der Altar gibt nicht nur ein beeindruckendes Bild wider, sondern lässt auch nachempfinden, wie tief die ursprünglich aztekisch-mexikanische Kultur noch lebendig ist. Denn die Symbolik auf dem Altar ist eindeutig vorwiegend aztekisch nicht christlich — bis auf ein Kreuz.
Ein Extraraum gleich zu Beginn beschäftigt sich mit Chili & Schokolade. Besucher erfahren, dass die Schokolade auf aztekisch Xocolatl (bitteres Wasser) heißt. Allerdings hatte die Zubereitung überhaupt nichts mit der unserer Schokolade zu tun. Die Azteken verwendeten reinen Kakao. Gemahlene Kakaobohnen wurden mit Wasser, Maismehl und Chili zu einem schaumigen Brei geschlagen und löffelweise getrunken. Dieser Trank war bitter. Die Wirkungen der Kakaobohnen wurden schon damals geschätzt: Kakao enthält Theobromin (2%) und Koffein (0,2%) und wirkt stimmungsaufhellend und anregend. Die Azteken nutzten die Kakaobohnen auch noch als Potenzmittel.
Die Kakaobohne cacahuatl galt als “Geschenk der Götter”. Das Kakaogetränk wurde rituell getrunken und war der Oberschicht, den Priestern, Herrschern, Adligen oder Kriegern vorbehalten. Die Kakaobohne gelangte mit den Spaniern nach Europa, wo sie bald Karriere machte. Allerdings war sie den Europäern zu bitter. Mit viel Zucker und Milchpulver wurde die Schokolade zu dem, was sie heute ist. Dennoch gilt weiterhin: Je höher der Kakaoanteil, desto glücklicher macht die Schokolade.
In Vitrinen und in Gläsern — ganz wie es sich für Botaniker gehört — sind die unterschiedlichen Chilisorten ausgestellt. Davor dann Röhrchen mit den entsprechenden Gewürzen. Das fand ich ein bisschen zu akademisch. Es gibt vieles über die unterschiedlichen Chiliarten zu berichten, spannende Geschichten, schließlich sind die Gewürze längst auch Teil der europäischen Küche. Apropos: Noch ein Nahrungmittel, dass aus Mexiko kommt: Bohnen. Es gibt 50 Arten, die wenigsten kennen oder verwenden wir. Und was sind Bohnengerichte ohne Chilis? Auf extra Tischen werden in Töpfen ein paar Bohnensorten vorgestellt. Dazu gibt es — eine richtig nette Idee: Traditionelle mexikanische Rezepte auf Abreissblöcken zum Mitnehmen. Ein Gericht mit Ancho-Chilis werde ich demnächst nachkochen und vorstellen. Dafür, dass die Ausstellung den Namen Chili und Schokolade trägt, fand ich diesen Teil der Ausstellung zu mager.
Aufgemuntert werden Besucher dann in den nachfolgenden Räumen, wo richtig Lust auf das arten‑, vegetationsreiche Land gemacht wird. Was ich nicht wußte: Mexiko hat fünf unterschiedliche Klima- und Vegetationszonen von den Subtropen bis zu alpinen Regionen mit entsprechend vielgestaltiger Vegetation (30.000 Arten). In Mexiko laufen parallel zu den pazifischen und atlantischen Küsten gewaltige Gebirgsketten, die das Land einteilen. Die Berghänge jeweils zu den Meeren hin sind feucht, denn die Meere bringen Feuchtigkeit und Regen, der sich an den Berghängen abregnet. An den riesigen Gebirgshängen gibt es unterschiedliche Nebelwälder — die Vegetation ist subtropisch bis tropisch und entsprechend fantastisch muss diese sein. Von den Bergen eingekesselt, gibt es eine riesige Hochlandebene, auf der vorwiegend Trockenheit herrscht. In Mexiko gibt es 700 Sukulenten-Arten, die meisten der Welt wachsen dort. Auch Waldregionen, die europäischen Mischwäldern ähneln (in alpenähnlichen Regionen) oder spezielle Gebiete auf dem Hochland, wo heilige, laubabwerfenden Bäume (Bursera-Arten) wachsen, hat Mexiko zu bieten. Die Ausstellung wird mit zahlreichen Zusatz-Veranstaltungen begleitet: Jeden Monat finden Kochkurse zur scharfen mexikanischen Küche oder Tequilla-Probierabende statt. Oder Pflanzeninteressierten werden Rundgänge durch den Botanischen Garten angeboten, die ausschließlich mexikanische Pflanzen im Blick haben. Dahlien, Zinnien oder die beliebten Studentenblumen sind nämlich waschechte Mexikaner.
Fazit: Dass nicht alle Aspekte eines so vielgestaltigen Landes dargestellt werden können, ist klar. Der zweite Teil der Ausstellung ist wesentlich interessanter und gibt einen guten Überblick das Land. Nur: Wo zuerst hinfahren??
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