Auf einer Berlin-Erkundung entdeckte ich die Schule an der Victoriastadt in Berlin, Lichtenberg. Die Grundschule hat im vorderen Bereich einen Kräutergarten, der meine Aufmerksamkeit anzog. Der Kräutergarten wird von der Bürgerstiftung Berlin gesponsort. Dort lernen Kinder etwas über Kräuter. Außerdem ist die Schule zusätzlich am Präventions-Projekt “gute gesunde Schule” beteiligt.
Der Kräutergarten bestand aus Hochbeeten, in denen verschiedene Kräuter wie Rosmarin, Salbei, Lavendel, Schnittlauch und vieles mehr angebaut wurde. Eine Kindergruppe mit einer ehrenamtlichen Mitarbeiterin der Bürgerstiftung Berlin war gerade dabei, herbstliche Arbeiten durchzuführen. Das Laub zusammenharken und die Beete säubern beispielsweise.
Die Bürgerstiftung Berlin initiierte verschiedene Projekte, so auch “Kolja Kleebergs Kräutergarten für Berliner Schulen”. Der Berliner Sternekoch wollte gerne etwas “zurückgeben”, so die Mitteilung auf der Website. Die Schulen dürfen ihre Gärten nach eigenen Bedürfnissen und Vorstellungen gestalten. Das Ziel der Kräutergärten: Dort können die Kinder das ganze Jahr gärtnern: Sie pflanzen, harken, gießen, können Erfahrungen mit der Natur machen und lernen auf diese Weise auch Kräuter kennen. Ehrenamtliche Mitarbeiter begleiten die Kinder, leiten sie an, helfen oder bringen ihnen erstes Kräuterwissen bei. Dabei machen manche Stadtkinder offensichtlich ihre ersten Erfahrungen mit dem Anfassen von Erde, der Bekanntschaft mit Keimlingen oder dem späteren Ernten — eine bemerkenswerte Initiative finde ich! [1]
Die Schule an der Victoriastadt nimmt auch noch an dem präventiven Landesprogramm “Gute gesunde Schule” teil. Es ist ein Programm zur schulischen Gesundheitsförderung im Unterricht, stellt dafür Beratungs- und Fortbildungsangebote oder Materialien zur Verfügung. Das Konzept ist ganzheitlich angelegt. So sind Themen wie Ernährung, Stressbewältigung, psychische Gesundheit und Suchtprävention konzeptionell enthalten. Dabei soll die Gesundheit jedes einzelnen Kindes im Mittelpunkt stehen, wie auch solidarische oder gemeinschaftlichen Aspekte. Diese Ansätze sind in der “Landesrahmenvereinbarung zur Umsetzung der nationalen Präventionsstrategie” festgesetzt.
Grundsätzlich finde ich derartige Ansätze sehr lobenswert. Auf den Websites [2] liest sich alles unglaublich glatt und nachhaltig. Doch habe ich beipielsweise bei einer Expertendiskussion zur Kindergesundheit im Rahmen des Präventionsgesetzes anderes erfahren. Die Experten beklagten noch 2015 mangelnde Nachhaltigkeit, weil z.B. Gelder nur gießkannartig für ein oder zwei Jahre an Projekte vergeben würden. Bei der Kürze der Projektfinanzierungen könne jedoch nichts Nachhaltiges entstehen, so die Meinung vieler Experten. Weitere Kritikpunkte waren mangelnde Transparenz oder mangelnde Zusammenarbeiten zwischen den unterschiedlichsten Ebenen der Beteiligten. Dort gibt es wohl noch sehr viel zu tun.
Trotzdem: Der Blick in den Schul-Kindergarten hat mich gelehrt, dass es viele verschiedene Initiativen gibt, die offensichtlich Einiges bewegen. In Berlin gibt es laut Bürgerstiftung Berlin mittlerweile 70 solcher Kräutergärten. Ich freue mich darüber, denn schließlich können Kinder nicht früh genug lernen, dass es Kräuter gibt, die nicht nur gut schmecken, sondern ihnen heilsam auch für den Rest ihres Lebens zur Seite stehen.
Mehr:
[1] Website Bürgerstiftung Berlin, Kleebergs Kräutergarten