
Meine Nachbarin, 88jährig, schwört auf die Maria-Treben-Rezepturen, die sie regelmäßig einsetzt. Sie hat eine kernige Gesundheit und führt ihre guten Blutwerte auf die Schwedenkräuter zurück, die sie täglich nimmt. Kürzlich suchte ich nach Leberwickeln und fand Bemerkungen dazu bei Maria Treben [1]. Doch keine Angaben zur Durchführung. Die Nachbarin wusste Rat. Im Nachfolgenden wird die Durchführung eines Ackerschachtelhalm-Kraut-Leberwickels nach ihren Angaben gezeigt:

Ein großer Topf wird knapp mit Wasser befüllt. Die Höhe des Wassers wird von der Bodenhöhe des Einsatzes bestimmt. Das Wasser darf den Boden des Einsatzes nicht benetzen. Auf dem Foto ist ein Schnellkochtopf-Einsatz zu sehen, der zweckentfremdet worden ist. Er hat kleine “Füßchen”, die etwa 1,5 cm hoch sind (1 cm hoch ist das Wasser). Dann wird getrocknetes Ackerschachtelhalm-Kraut (Equisetum arvense, (bei Amazon kaufen)), bekannter unter dem Namen Zinnkraut, etwa 1 Zentimeter hoch in den Einsatz gegeben.

Schön gleichmäßig verteilen. Das Ackerschachtelhalm-Kraut sollte in der Apotheke gekauft werden (vorher fragen, woher die Ware stammt!). “Bloß keine Ware aus China! Die ist vergiftet!”, warnte die Nachbarin ausdrücklich. Tatsächlich haben die Chinesen wegen ihrer unglaublichen Umweltverschmutzung vergiftete Böden. Ich stimmte mit der Nachbarin überein, dass Heilkräuter aus China keine Verwendung finden sollten. Ein Leberwickel dient der Anregung der Leber, die in ihren entgiftenden Tätigkeiten unterstützt werden soll — giftige Heilkräuter wären also besonders schädlich.
Der Ackerschachtelhalm-Wickel im Buch “Gesundheit aus der Apotheke Gottes”
In diesem millionenfach aufgelegten Buch von Maria Treben (1907–1991) nimmt der Ackerschachtelhalm eine merkwürdige Rolle ein. Sie zitiert einerseits ausführliche viele Autoren, die über diese Heilpflanze berichtet haben und berichtet andererseits nur von wenigen eigenen Erfahrungen. Zudem bleibt ihre Begeisterung wie für manche andere Heilpflanzen aus. Vielleicht, weil Ackerschachtelhalm bei den Naturheilkundlern um Sebastian Kneipp (1821–1897) so überragend wichtig war und ist!?
In der Volksheilkunde war diese Heilpflanze schon in alten Zeiten hochgerühmt, vor allem durch seine blutstillende Kraft und den Erfolg bei schwersten Nieren- und Blasenerkrankungen. Aber trotzdem geriet sie im Laufe der Zeit in Vergessenheit. Es war kein anderer als unser großer, volkstümlicher Naturarzt Pfarrer Kneipp, der dem Zinnkraut wieder zu seiner früheren Bedeutung verhalf. Er erklärt es »einzig unersetzbar und unschätzbar« bei Blutungen, Bluterbrechen, Blasen- und Nierenbeschwerden, Stein und Grieß. »Bei alten Schäden«, sagt er, »bei faulenden Wunden, selbst krebsartigen Geschwüren, sogar bei Beinfraß leistet Zinnkraut ganz außerordentliche Dienste. Es wäscht aus, löst auf, brennt gleichsam das Schadhafte weg. Oft hüllt man das feuchte, warme Kraut in nasse Tücher und legt es auf die zu heilende Stelle.«
Der Schweizer Pfarrer Künzle sagt, daß alle Menschen von einem gewissen Alter an täglich als Dauergetränk eine Tasse Zinnkrauttee trinken sollten. Alle Rheuma, Gicht- und Nervenschmerzen würden verschwinden, jeder Mensch hätte einen gesunden Lebensabend. Er erzählt, daß ein 86-jähriger Mann durch ein Zinnkrautdunstbad von einem fürchterlichen Steinleiden befreit wurde und noch viele Jahre lebte. Außerdem sagt er: »Die stärksten Blutflüsse und Bluterbrechen heilt das Kraut, innerlich als Tee getrunken, in kurzer Zeit, ja fast augenblicklich.«
Bei schmerzhaften Blasenerkältungen und krampfartigen Schmerzen gibt es kein besseres Mittel als einen gebrühten Absud von Zinnkraut, dessen Dämpfe man, 10 Minuten in einem Bademantel gehüllt, auf die Blase einwirken läßt. Einigemale wiederholt, bringt man das Übel rasch zum Abklingen. Alte Leute, die plötzlich nicht urinieren können und sich unter größten Schmerzen winden, weil der Harn gar nicht oder nur tropfenweise abgeht, werden durch diese heißen Zinnkrautdämpfe von ihren Schmerzen befreit, ohne daß der Arzt mit dem Schlauch das Wasser holen muß.
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Das hohe Zinnkraut mit den fingerdicken Stengeln aus sumpfigen Wiesen und Almböden darf nur zu Sitzbädern verwendet werden. Zur Teebereitung, innerlich, wird nur das von Äckern, Feldwegen und Waldrändern gepflückte Heilkraut genommen.
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Als besonders gutes Mittel gegen Schweißfüße möchte ich die Zinnkrauttinktur empfehlen. Die gut gewaschenen und abgetrockneten Füße werden mit dieser Tinktur eingerieben. Außerdem soll man aber auch täglich morgens nüchtern eine halbe Stunde vor dem Frühstück eine Tasse Zinnkrauttee trinken. Ebenso gut helfen bei Schweißfüßen auch Zinnkrautfußbäder.
Maria Treben: Gesundheit aus der Apotheke Gottes — Ratschläge und Erfahrungen mit Heilkräutern. Ennsthaler, Steyr, 1980 (bei Amazon kaufen).

Dann wird das Wasser erhitzt. Wasserdampf steigt auf und durchfeuchtet das getrocknete Ackerschachtelhalm-Kraut (siehe Startfoto). Wenn es komplett durchgefeuchtet ist, wird es entweder mit Hilfe eines Löffels auf ein Leinentuch gelegt (oder vorichtig geschüttet). Vorsicht: Das Ganze ist sehr heiss.
Bei der Durchfeuchtung hat sich Wasser im Ackerschachtelhalm angesammelt. Das Leinentuch wird quadratisch über dem Zinnkraut zusammengefaltet. Anschließend wird das Wasser ausgedrückt. Auch hier Vorsicht! Der angefeuchtete Ackerschachtelhalm wird auf die Leber gelegt, wenn er eine handwarme Temperatur hat.

Die Leber liegt endet unterhalb des rechten, letzten Rippenbogens. Dorthin wird der Wickel gelegt. Dann wird ein altes Handtuch längst dreifach gefaltet und über den Wickel und den ganzen Oberbauch gelegt. Den Abschluss bildet eine Wärmflasche, die dafür sorgt, dass der Wickel mindestens eine Stunde lang warm bleibt.

So lange sollte der Wickel mindestens aufliegen. Treben empfiehlt den Leberwickel morgens und abends zu machen. Dem Rat, ihn auch zur Nacht anzulegen, kann ich nicht folgen. Denn Leberwickel sind anregend. Das heisst, es kann kein Schlaf gefunden werden. Bei Kranken empfiehlt sich also eher den Nachmittag zu nehmen, damit die Leber zur Nacht zur Ruhe kommen kann. Für die Wickel sollten alte Leinen- oder Handtücher verwendet werden. Der feuchte Ackerschachtelhalm ist stark färbend. Leinen- oder Handtuch bekommen grüne Flecken, die auch bei Kochwäsche nicht mehr herausgehen. Das gleiche gilt natürlich für die Bettwäsche oder den Schlafanzug.
Autorin
• Marion Kaden, Berlin, 14.2.2018.
Bildnachweise
• Marion Kaden, Berlin, 11.2.2018.
Quelle
• [1] Maria Treben: Gesundheit aus der Apotheke Gottes — Ratschläge und Erfahrungen mit Heilkräutern. Ennsthaler, Steyr, 1983 (bei Amazon kaufen).
weitere Infos
• Ackerschachtelhalm: Gut zu Haut und Haar
• Ackerschachtelhalm-Jauche selbermachen
• Monographie BGA/BfArM (Kommission E): Equiseti berba (Schachtelhalmkraut). Bundesanzeiger. 18.9.1986, Heftnummer 173 (Original).
• Monographie Equisetum arvense et Equisetum hiemale. Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Thieme, Leipzig, 1936 (Original).
• Acker-Schachtelhalm (Equisetum arvense L.). In: Hans Georg Menßen: Die Phytotherapeutische Welt, 1983 (Original).
Schachtelhalm
Equisetum arvense
Geschichte
Der Schachtelhalm gehört zu den ältesten Pflanzen der Erde, es gibt ihn seit 390 Millionen Jahren. Sein Name rührt daher, dass die einzelnen Glieder des hohlen Halms locker ineinander »geschachtelt« sind. Die botanische Bezeichnung Equisetum setzt sich aus »equus« (Pferd) und »sacta« (Borste) zusammen, weil die Halme hart wie Pferdeborsten sind. Deshalb und aufgrund des hohen Gehalts an Kieselsäure wurden sie zum Putzen von Zinngeschirr benutzt. Die Kieselsäure verleiht der Pflanze aber auch wertvolle Heilwirkungen, denn sie ist wichtig für den Aufbau von Knochen, Zähnen, Finger- und Fußnägeln sowie auch der Haut. Schon Dioskurides stellte fest: »… es treibt Harn, seine Blätter kleben blutige Wunden … das Kraut hilft bei Husten, Orthopnoe und inneren Rupturen.«
Botanischer Steckbrief
Der Schachtelhalm (Familie der Equisetaceae), auch Ackerschachtelhalm genannt, wächst innerhalb eines Jahres in zwei verschiedenen Formen: Im März / April entwickeln sich rotbraune oder gelbe 20 cm hohe Stängel mit braunen Blättern. An den Spitzen sitzen Sporenbehälter, die ein grünliches Sporenpulver ausstreuen. Im Mai / Juni erscheint die sterile Sommerform. Ihre 10 – 14 cm hohen Stängel sind grün und stark verzweigt. Der Ackerschachtelhalm wächst an Wiesen- und Grabenrändern, auf Ödland und an Böschungen. Eine Verwechslungsgefahr besteht mit dem giftigen Sumpfschachtelhalm (E. palustre), der zwar größer ist, aber ähnlich aussieht.
Verwendete Teile und Inhaltsstoffe
Arzneiliche Verwendung finden die getrockneten, in den Sommermonaten gesammelten sterilen Sprossen. Als wichtigste pharmakologisch wirksame Inhaltsstoffe enthält Schachtelhalmkraut Flavonoide, Kaffeesäurederivate, Kieselsäure und Pyridinalkaloide.
Verwendung in der Volksheilkunde
In der Volksmedizin wurde Schachtelhalm bei Tuberkulose, Nieren- und Blasenentzündungen, als blutstillendes Mittel bei starken Monatsblutungen, bei Nasen‑, Lungen- und Magenblutungen, bei rissigen Fingernägeln und Haarausfall, bei rheumatischen Erkrankungen, Gicht, Geschwüren, Schwellungen, Knochenbrüchen und Frostbeulen eingesetzt. Sebastian Kneipp lobte den Ackerschachtelhalm als wirksames Mittel bei Husten, Bronchial- und Lungenleiden. Er war Bestandteil vieler Hustentees und wurde zum Gurgeln und für Mundspülungen verwendet. Bei schlecht heilenden Wunden galten Umschläge mit Schachtelhalmtee als bewährtes Hausmittel.
Wissenschaftlich belegte Anwendungen
- Die Kommission E empfiehlt die innerliche Anwendung von Schachtelhalmkraut bei posttraumatischen und statischen Ödemen, zur Durchspülungstherapie bei bakteriellen und entzündlichen Erkrankungen der ableitenden Harnwege und bei Nierengrieß sowie die äußerliche Anwendung bei schlecht heilenden Wunden.
- Der therapeutische Effekt bei Harnwegsentzündungen und Nierengrieß beruht vor allem auf einer verbesserten Durchspülung ohne Ausscheidung von Natrium- oder Kaliumionen.
- Die Erhöhung der Harnausscheidung wird zumindest teilweise von den enthaltenen Flavonoiden und Kaffeesäurederivaten hervorgerufen.
- Die Anwendung zur Wundheilung könnte auf die adstringierende Wirkung der Kieselsäure zurückzuführen sein. Außerdem festigt Schachtelhalmkraut das Bindegewebe und regt den Stoffwechsel der Haut an.
- In Tierversuchen wurden auch krampflösende Effekte beobachtet.
Darreichungsformen und Dosierung
Verwendet werden Fertigpräparate (Dragees, Tabletten, Kapseln, Tropfen, Presssaft) mit Pulver oder Trockenextrakt sowie Abkochungen des losen Krauts.
Bei einer Durchspülungstherapie sollten Sie 2 l Flüssigkeit pro Tag zu sich nehmen.
Teezubereitung: 2 – 3 TL Kraut mit 150 ml kochendem Wasser überbrühen, 5 Min. köcheln und weitere 10 – 15 Min. ziehen lassen (oder 10 – 12 Std. mit kaltem Wasser stehen lassen); täglich 3 Tassen trinken.
Für Umschläge: 2 – 3 EL Kraut mit 1 l Wasser 20 – 30 Min. kochen lassen, abseihen und abkühlen lassen; Verbandsmull damit tränken.
Anwendungsbeschränkungen
Zur Anwendung von Schachtelhalmkraut während der Schwangerschaft oder Stillzeit liegen keine wissenschaftlichen Erkenntnisse vor.
Bei Ödemen infolge eingeschränkter Herz- oder Nierentätigkeit sollten Sie Schachtelhalmkraut nicht anwenden.
Nebenwirkungen
Keine bekannt.
Studie
In einer klinischen Studie mit 67 Patienten, die an Gicht litten, wurde der Einfluss von Schachtelhalmkrauttee auf Harnausscheidung, Nierenfiltration, pH-Wert des Harns, Calciumspiegel im Blut sowie auf die Spiegel von anorganischem Phosphor und Harnsäure untersucht. Die Behandlung erfolgte über einen Zeitraum von drei Monaten. Folgende Ergebnisse brachte die Studie zu Tage: Schachtelhalmkraut steigerte die Harnausscheidung und reduzierte den Harnsäurespiegel des Blutes. Die Ausscheidung von Calcium und anorganischem Phosphor wurde verbessert.
Quelle, ziziert nach: Jörg Grünwald, Christof Jänicke: Grüne Apotheke. Das Standardwerk zur Pflanzenheilkunde. Gräfe und Unzer, München, 2015.
Guten Tag
Kann ich den auch bei Sehnenentzündung anwenden? Kann ich den Schachtelhalm auch halt einlegen und danach auflegen?
Vielen Dank
Frische Kräuter haben eine höhere Wirkung als getrocknete. Nach Möglichkeit von einem ungespritzten Wachstumsort sammeln und nicht entlang der Bahmschienen, wo Zinnkraut am häufigsten wächst. Das Dämpfen des frisch geernteten Zinnkrauts, wenn es in einem Sieb auf Wasserdampf gegeben wird, dauert zwischen 5 und 10 min. Dann ist das Kraut zusammen gefallen und fertig für einen Dunstumschlag, welcher über Nacht aufgebracht auch hilfreich bei Fersensporn ist.
Danke für die Nachfrage:
Wie Sie oben auf dem Bild sehen, habe ich Ackerschachtelhalm als getrocknete Ware von Kräuterkühne verwendet. Die ist geschrotet, ganz dünn wie Tee. Deshalb hat der Wasserdampf nicht lange gebraucht, um die Ware zu durchfeuchten.
Nun weiss ich nicht, was für Schachtelhalm Sie verwendet haben? Frischen aus dem Garten. Da wird es sicherlich Unterschiede geben. Damit habe ich keine Erfahrung. Wenn Sie aber entweder Apothekenware nehmen oder Ware von zertifizierten Kräuterhäusern, bekommen Sie obiges Ergebnis.
freundliche Grüße Marion Kaden
Wie lang muss das ganze im Dampfbad sein? Nach einer halben Stunde waren die Kräuter trotz ständigem Wenden noch immer trocken und nicht weich.