
Die Prinzessinnengärten — eigentlich ist es ein Garten — liegen in Kreuzberg, Berlin. Am verkehrsreichen Moritzplatz, um genau zu sein. Dort ist auch der Eingang in das besondere Refugium. Ein Besuchs-Tipp für alle, die den einwohnerstarken, wie touristisch interessanten Bezirk besuchen und eine kleine Pause im Grünen wollen. Vor acht Jahren gegründet, hat sich der Garten von einem vermüllten Brachland in ein grünes Paradies inmitten der tosenden Stadt entwickelt. Urban Gardening wird dort erfolgreich betrieben. Viele Menschen aus der Nachbarschaft gärtnern oder sind an Projekten beteiligt. Was das Ganze attraktiv macht ist, dass so viel Grün-Buntes, Heilkräuterliches, Alternatives, Schönes entstanden ist. Ein Rundgang.

Wer das Metalltor hinter sich lässt, lässt auch gleichzeitig den Straßenlärm des Moritzplatzes hinter sich, der im Kreisverkehr, die Oranien- und Prinzenstraße miteinander verbindet. Angenehm diese relative Ruhe. Angenehm nach dem städtischen Pflastertreten vom Grün aufgenommen zu werden. Wie bei vielen Gärten des Urban Gardenings sind auch dort die meisten Beete “mobil”, das heisst, sie bestehen aus einem Meer von aneinandergereihten Plastikkästen (4000), blauen Tonnen und Reissäcken (500) oder hölzernen Hochbeeten. Ende August bietet sich ein Bild eines grünen Paradieses. Denn die Pflanzen haben zum Sommerende die Erde vollkommen durchwurzelt, hängen, sind hochgewachsen oder haben längst ihre Früchte wie Samen ausgebildet. Wie viele Konzepte des Urban Gardenings steht in den Prinzessinengärten die Nachhaltigkeit auf dem Programm. Ebenso der Anbau seltener Sorten von Gemüsen wie Möhren, Pastinaken, Scheerkohl, Knollenfenchel, Feuerbohnen oder seltener Obstsorten. Angepflanzt wurden ebenso zahlreiche Heilpflanzen wie Salbei, Melde, Thymian, Ackersenf, Liebstöckl, Ringelblumen oder Weinraute beispielsweise.

Die Durchgänge zwischen den Kästen sind mittlerweile fast überwuchert von den Pflanzen. Überall brummen und summen Insekten. Natürlich gehören zum Garten ebenfalls mehrere Bienenvölker, die im “Platanenwäldchen” untergebracht sind. Die Gründer der Prinzessinnengärten Robert Shaw und Marco Clausen mieteten die Fläche eines Fußballplatzes von der Berliner Stadt. In den ersten Jahren wurden zunächst nur einjährige Verträge vergeben, gegenwärtig besteht ein fünf-jähriger Mietvertrag, der Ende 2018 ausläuft.

Seither arbeiten Jahr für Jahr zahlreiche, engagierten Menschen aus der Nachbarschaft für den Garten. Zuerst entmüllten sie die Fläche gründlich und starten den Bau der ersten Kästen und ihrer Bepflanzung. Die Prinzessinengärten sind ein Gemeinschaftsprojekt: Niemandem gehören irgendwelche Beete, sondern alle bestimmen mit, bringen sich ein, wobei Ideen und Vorlieben z.B. bei Pflanzen, der Gestaltung mit berücksichtigt werden. Die Miete und Kosten zum Betreiben des Gartens werden aus den verschiedenen Einnahmen finanziert:

Aus dem Verkauf des Gemüses, der Heilkräuter oder deren Sämereien, dem Betreiben einer Bar/ Cafès, einem Fahrradladen oder Staudengarten. Ebenso wurde ein gemeinnütziges Unternehmen gegründet mit dem Ziel, den Garten zu einem “Ort des Lernens”[1] zu machen. Verschiedene Veranstaltungen oder Bildungsprojekte werden in der Saison durchgeführt. Im Fokus stehen Umweltbildung für Kinder, Nachbarschaftsakademie — Beratung und Aufbau von Gemeinschaftsgärten — Kurse zur wesensgerechten Haltung von Bienen und so weiter. Das erworbene Wissen wie die praktisch gemachten Erfahrungen rund um das Urban Gardenings, die über die Jahre angesammelt wurden, werden ausgetauscht oder weitergegeben.

Am Rande steht die “Laube”, ein dreigeschossiger Holzrahmenbau. Sie bietet Raum für verschiedenste Veranstaltungen, wie Slam oder der Nachbarschaftsakademie. Auf der obersten Plattform ist ein Blick über den Moritzplatz oder auch den Garten möglich. Ein Aufstieg lohnt sich, auch wer ein bisschen Abstand sucht, findet ihn dort.

In sechs Containern sind Bar/Café, Küche, Verwaltung oder Verkauf von Pflanzen untergebracht. Alles ist funktional, auch die Gartenmöbel bestehen oft aus selbst gefertigten Tischen und Stühlen oder aus Paletten. Der Garten ist saisonal von April/Mai bis Oktober geöffnet. Es lohnt sich, auf die Website wegen der Öffnungszeiten zu schauen. Manchmal gibt es z.B. freie Sonntage oder besondere Veranstaltungen. Was Ende 2018 sein wird, weiss niemand. Die mobilen Teile des Gartens können umziehen, das Platanenwäldchen nicht. Der mittlerweile gut eingeführte Garten würde bestimmt Vielen fehlen! Bleibt nur, den Beteiligten ein erfolgreiches Weiterbestehen des schönen Projekts zu wünschen!
Mehr:
[1 http://prinzessinnengarten.net/de/ueber-uns — Website leider deaktiviert
P.S.: Die übereinander gestapelten Kisten funktionieren nach dem Prinzip eines Hochbeets: Im unteren Kasten sind Holz und Äste, die noch nicht verrottet sind, dann kommt eine Schicht halb verrottetes Material. Im oberen Kasten ist dann mit der jeweiligen Erde befüllt, die die unterschiedlichen Pflanzen benötigen. Pappe verhindert ein Herausrutschen der Erde.