Wer sich für Naturgärten interessiert, findet im Ökowerk Berlin e.V., Grunewald nahe des Teufelsees, einen vom Feinsten. Es macht immer wieder Spaß, dort das Wachstum der Pflanzen im Verlaufe der Jahreszeiten mitzuverfolgen. Ein kleiner Spaziergang durch den üppigen, tier- und pflanzenfreundlichen Naturgarten.
Der eindeutige Unterschied zu üblichen Gärten: Die Üppigkeit. Die Wege sind von den sich biegenden Pflanzen in ihrer Blütenpracht oder sich vorbereitenden Früchteentwicklung kaum zu sehen. Klar, dass hier weder Pflanzengifte ausgelegt oder Kunstdünger verwendet werden. Aufgrund der Artenvielfalt bei Flora und Fauna fallen z.B. auch gefräßige Schnecken nicht auf. Es gibt genügend Arten, die sie kontrollieren. So sind die Schnecken also Teil der Gartenkultur, genauso wie die Eidechsen oder die unglaubliche Vielfalt an Insekten und sonstige Kleinstlebewesen. Für ihren Unterschlupf und Fortpflanzung sorgen verschiedenste Totholzhecken, Steinmauern, gepflochtene Zäune.
In den Totholzhecken leben beispielsweise die hübschen Brandmäuse mit ihrem kleidsamen schwarzen Streifen auf dem Rücken. Sie huschen auch zwischen den Beeten und sind gar nicht scheu. Auch die Eidechsen, die sich auf den Trockenmauern aalen, sind Besucher offensichtlich gewohnt.
Kein Naturgarten ohne Teich oder Kräuterspirale. Die Kräuterspirale ist mittlerweile so überwuchtert mit Heilpflanzen, dass sie kaum noch sichtbar ist. Sie wird bewachsen vom Johanniskraut, dass sich hier erstaunlich lange gehalten hat, Salbei oder blühendem Thymian.
Gepflochtene Wegumrandungen oder ein Hochbeet sorgen für optimale Mikroklimas, die den vielen Pflanzen Schutz und die richtigen nährenden Untergründe liefern. Überall summt und brummt es von verschiedensten Bienenarten. Ob groß oder klein, sie sind ganz geschäftig und haben hier keinerlei Ernährungsprobleme. Selber dicht bestäubt brummen sie von Blüte zu Blüte. Baldrian, Malven, ein über zwei Meter hoher Wermut — alle blühen und duften um die Wette.
Eine Arbeitsgruppe des Ökowerks arbeitet offensichtlich mit Lehm. Die “Ökolaube” besteht aus diesem Material wie auch eine Lehmwand mit Löchern für Wildbienen.
Das Naturschutzzentrum Ökowerk Berlin e.V. ist 30 Jahre alt. Es hat verschiedene torbulente Phasen hinter sich und ist mittlerweile zu einem etablierten Zentrum für Umweltbildung und Naturschutz geworden. Erwachsenenbildung, Umweltbildung für Schulklassen werden beispielsweise angeboten oder das ganze Jahr hinweg interessante Veranstaltungen, Führungen, Workshops, Vorträge.
Bis zu 60.000 Besucher kommen alljährlich vorbei. Das älteste Wasserwerk Berlins ist Zentrum des Geländes mit seinen Backsteingebäuden (Führungen durch Maschinenhaus, Rieslergebäude etc) des 19. Jahrhunderts. Rund um das Gelände befinden sich dann Streuobstwiesen, Teiche, verschiedenste Gärten mit Bienenzucht oder Lehmbackofen. Die viele Arbeit wird neben Angestellten vor allem auch durch bis zu 70 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen geleistet (siehe Reportage Naturgarten). Der Verein benötigt für seine Arbeit, aufgrund der verschiedenensten Herausforderungen (Qualität Berliner Luft, schwindende Artenvielfalt, Gefährdung der Natur durch Ausbau städtischer Infrastrukturen) finanzielle und auch weiterhin idelle Unterstützung (weitere Infos unter www.oekowerk.de).
Für Touristen, die gerade in Berlin weilen, bietet ein Besuch des Ökowerks eine kleine Erholungspause vom Pflastertreten. Im Grunewald gelegen (trotzdem gut erreichbar) bietet außerdem der nahe Teufelssee Abkühlung und Gelegenheiten zum Schwimmen. Auch ein Besuch der “Düne” (Sandgrube im Jagen 86, ehemalige Kiesgrube, jetzt 13 Hektar großes Naturschutzgebiet) ist besonders für die Kleinen attaktiv. Soviel Platz zum Buddeln gibt es sonst nirgends.
Mehr:
Thymian: Heiltee und Zusatz für Vollbad
Johanniskraut: Vorsicht bei Einnahme anderer Medikamente
Baldrian: Wohlfühlbad aus Wurzel-Sud