Die letzten Rauhnächte brechen an. In manchen Orten Bayerns oder Österreichs werden am 5.01. des Jahres die alten Traditionen mit Umzügen oder großen Feuern fortgeführt. 12 Rauhnächte vom 24.12 bis zum 5.01 waren in früheren Zeiten bedeutsam. Nach Möglichkeit wurde nicht gearbeitet. Statt dessen wurde zusammen gesessen, erzählt, geweissagt oder geräuchert — so die meisten Vorstellungen oder Geschichten über diese Zeit. Ohne Elektrizität war die Zeit ohnehin ziemlich dunkel — denn Kerzen waren den meisten Menschen zu teuer. Die Tage wurden genutzt, um Altes zu erledigen oder sich auf Neues zu besinnen.
Das ist ein schöner Brauch, der in unserer hektischen Zeit mit nonstop-Medienkonsum eine besondere Bedeutung haben könnte. Einfach abschalten. Und Smartphone, Fernseher, Radio ausschalten — eine geradezu revolutionäre Idee? Wohl kaum. Es bedarf nur Entschlossenheit, dies einmal auszuprobieren. Belohnt werden Entschlossene mit einigen spannenden Erkenntnissen, das ist garantiert. Mal wieder ein Buch lesen oder Liegen gelassenes aufräumen und entsorgen, schon das kann erleichternd sein. Wie soll auch Neues beginnen, wenn Altes nicht abgeschlossen ist? Wie soll Neues entstehen, wenn kein (innerer) Raum dafür vorhanden ist?
Räuchern kann als Ritual hilfreich sein: Früher wurden alle möglichen Heilkräuter verwendet, um zu räuchern. Beifuß, Schafgarbe, Enzian — die Räucherstoffe hingen von den zur Verfügung stehenden Kräutern ab und von den regionalen Gebräuchen, die sich zum Teil sehr unterscheiden konnten. Ställe, Wohnhaus wurden “ausgeräuchert” und damit von Unglück und Krankheit bringenden Geistern wie Dämonen befreit. Ein wichtiges Ritual, bei dem innere Ruhe und Gebet nötig waren.
Mit Weihrauch zu räuchern blieb der Kirche vorbehalten. Heute ist Weihrauch erschwinglich. Es gibt aber auch viele andere Heilkräuter. Gute Bücher zum Thema zeigen Ungeübten, wie Räucherstoffe wirken. Schließlich können Heilpflanzen auch beim Räuchern medizinische Wirkungen haben.
Buchvorschläge: Fischer-Rizzi S.: Das Buch vom Räuchern. Oder Rätsch C.: Räucherstoffe, der Atem des Drachen, beides AZ-Verlag, Aarau.
In diesem Sinne: Ein gutes, gesundes, gesegnetes Neues Jahr!
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