Wirsingkohl ist ein echtes, einheimisches Wintergemüse. Es lässt sich gut lagern, ist nährreich und war früher ein häufig verwendetes Gemüse. Schließlich gab es damals noch keine Gefriertruhen oder frisch eingeflogene Gemüse- oder Obstsorten aus südlichen/tropischen Ländern im Winter. Vielleicht sind deshalb die alten Gerichte, die damals als Hausmannskost anzutreffen waren, so rar geworden? Wegen der schlechten Ökobilanz, die im Winter eingeführte Tomaten, Paprikas, Bohnen haben (und die oft gar nicht schmecken), wird empfohlen mehr “Regionales & Saisonales” auf den Teller zu bringen.
Alle Kohlarten sind beispielsweise saisonale Gemüsearten. Kürzlich hatte ich Wirsingkohl eingekauft, den ich ohne Fleisch verarbeiten wollte. Weil Kohl generell erst richtig schmackhaft wird, wenn er Fett bekommt — weshalb er meistens mit Fleisch gekocht wird — hatte ich die Olivenöl-Variante mit ordentlich angebratenen Zwiebeln und Knoblauch gewählt. Dazu Kartoffeln. Das Gericht war sehr schmackhaft und lecker.
Bis ein paar Stunden später die Verdauung einsetzte, und ich ordentliche Blähungen bekam. Nach einigem Nachdenken fiel mir ein: Na, klar, ich habe verdauungsförderlich Gewürze wie z.B. Kümmel vergessen! Denn traditionell wird bei der Verarbeitung von Kohl immer Kümmel hinzugegeben. Die Kümmelkapseln enthalten nämlich starke ätherische Öle, die starke Blähungen unterdrücken, weil die Bakterien durch die ätherischen Öle quasi k.o. oder still gehalten werden. Weil ich der Ansicht war, dass Olivenöl und Kümmel zusammen nicht gut schmecken, hatte ich keine Alternative bedacht. Um meinen Blähungen ein Ende zu setzen, habe ich mir schließlich einen kräftigen Anistee (Rezept) angesetzt. Denn der wirkt schnell bei Blähungen und ist zudem entkrampfend. Demnächst werde ich also mehr die traditionellen Rezepte berücksichtigen und damit die jahrhundertelange Erfahrungen der Hausfrauen.
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