
Die diesjährige Fibo lief vom 4.–7. April 2019 in Köln. Die Internationale Leitmesse für Fitness, Wellness und Gesundheit war wieder ausgesprochen gut besucht. Das hohe Interesse für Sport, Ernährung und Gesundheit ist erfreulich. 145.000 Besucher waren da, davon 84.000 Fachbesucher aus 133 Ländern. Die Messe zeigt Zukunftstrends auf, weshalb ich versuche, spätenstens alle zwei Jahre in Köln dabei zu sein. Dieses Jahr habe ich einen eindeutigen Trend hin zur Digitalisierung, verstärkten Analyse von körperbezogenenen Daten ausgemacht. Die Analyse von Genen, Blut, beispielsweise ermöglicht persönliche Körper-Profile. Anschließend ist eine optimierte Zufuhr von Nährstoffen, Mineralien, Spurenelementen möglich. Also kurz: Ziel ist, nicht mehr alles massenweise “einzuwerfen” oder zu “stoffen”, sondern zu einer optimierten, persönlichen Supplementierung zu gelangen. Ein anderes Thema — schon etwas älter — die Körpervermessung als Teil der leistungsbezogenen Optimierung zur eigenen Motivierung. Und: Heilpflanzen sind in verschiedensten Produkten eingearbeitet: Zum Beispiel in Protein-Riegeln (Hanf), coffeinhaltigen Getränken (Johannisbeeren) als vegane Alternative zu Energie Drinks, Heilpflanzen-Erfrischungsgetränke mit Vitaminen-Kombis (z.B. Ingwer + Vitamine) oder Heilpflanzen mit Kochsalz-Lösungen (Ginseng + “Isoton”). Es gibt eine unübersehbare Strömung hin zu nachhaltigen, gesunden Präparaten — wie auch Veganismus.
Zurück zur Analyse: Grundlage von “Loewis Ganzheitlichem Nährstoffkonzept” ist ein Heimtest-Kit. Mit “einem kleinen Pieks” in den Finger, werden mehrere Blutstropfen gewonnen. Diese werden an ein zertifiziertes Labor geschickt, dass mit Loewis zusammenarbeitet. Heraus kommen 35 sogenannte Biomarker, aufgrund derer der persönliche Gesundheitsstatus ermittelt wird. Anschließend werden aufgrund der Labor-Ergebnisse personalisierte Nährstoffkombinationen zusammen gestellt. Loewi liefert hauseigenene Nährstoffkombinationen, die als Supplemente eingenommen werden können. Ebenso werden Ernährungshinweise auf optimale Nahrungsmittel vermittelt — das Ganze natürlich als Datensätze für elektronische Geräte.
Dieses Produkt wurde von der Technischen Universität München (Prof. Scherr), der Justus-Liebig-Universität Gießen entwickelt und bis dahin mit Geldern des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie gefördert. Das Produkt bezieht neueste Forschungsergebnisse mit ein und wurde bisher bei Sportlern der Europaliga testweise eingesetzt. Nun soll das Produkt in den Endverbraucher-Markt gehen. Es kostet 449 Euro (Heim-Kit und erste Auswertungen). Die Daten werden über SSL Datenverschlüsselung an die Verbraucher geschickt. Nachfolgende Kosten sind über weitere Tests nötig, da sich der Status ja ständig durch Alter, Hormonänderung, Lebenswandel usw. verändern kann.

Auch ein Vitamin D‑Schnelltest kann über einen Tropfen des eigenen Blutes erfolgen: Die Blutprobe wird allerdings nicht in ein Labor geschickt, sondern über eine “Testkassette” laufen gelassen, die — so nehme ich an — per Teststreifen einen Wert ermittelt. Dieser wird dann anschließend mit dem Smartphone gescannt. Die Datenauswertung erfolgt über die “Preventis SmarTest Vitamin D”-App und wird im Anschluss im eigenen Smartphone angezeigt.
Der Beauty-Hersteller DNAbeautyControl verfolgt eine ähnliche Idee: Nur hier findet eine Gen-Analyse statt, die Grundlage für personalisierte Mikronährstoffe ist und daraus “personalisierte Gen-Kosmetik”, wie auch Supplementierung oder Ernährungsratschläge herausgibt.

Was mit den ganzen Daten passiert, die letztlich gesundheitsbezogen sind, ist sehr, sehr fraglich. Eine massenweise Datenerhebung körperbezogener Daten strebt “egym One Connected” an. Das Firmenkonsortium, will das “smarte Fitness-Studio” voranbringen. Digital vernetzte Fitnessgeräte bilden einen “connected Trainingsfloor”. Mit Hilfe Software basierter Technologie werden die gesammelten Daten ausgewertet und in Alter, “biologischem Alter”, Geschlecht in Beziehung gebracht. Anfängliche Datengrundlagen bezogen sich auf sportwissenschaftliche Datensätze. Durch die digitalisierten Fitness-Studios werden die Datensätze stetig und schnell erweitert. Es ist anzunehmen, dass aus den gesammelten Trainingsdaten immer genauere und konkretere Schlüsse gezogen werden können.
Nach einer Einweisungs-Session wird der sportliche Status des Kunden ermittelt durch die jeweiligen Fitness-Geräte, die Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit messen. “Anfänglich wird festgestellt, wie fit der Kunde ist”, erklärt ein Sportwissenschaftler und Trainer von egym. Es werden auch eventuelle Erkrankungen oder gesundheitliche Probleme wie Rückenschmerzen mit aufgenommen. “Der Kunde gibt die Ziele vor”, so der Trainer. Die Daten werden per App zeitnah an die Kunden geliefert, so dass ein augenblicklicher Status nach dem Training eingesehen werden kann. “Die Leute sehen ihre Verbesserungen und sind dadurch sehr motiviert”, erklärt der Trainer weiter. Verschiedene Trainingsprogramme, wie “Kraft”, “Muskelaufbau”, “Ausdauer” oder “Metabolic-Fit-Programm” und weitere können gewählt werden. Dr. Hans-Jürgen Croissant, von iuvo Communications & Ventures GmbH, Egmating, Presseverantwortlicher, sieht neue Geschäftspotentiale und Wettbewerbsvorteile für Fitness-Studios. Diese müssen allerdings sehr viel Geld anfassen, um ein Studio mit den nötigen Geräten auszustatten. Marketingtechnisch wird auf größere Unternehmen gezielt, die einen Mehrwert für ihre Mitarbeiter schaffen wollen — was und wie die Daten der Angestellten verwendet werden — dahinter stehen mehrere große Fragezeichen.

Neben der Live-Bühne, wo Bodybuilder ihr Können zeigen, ist auch eine Cooking-Live-Bühne aufgebaut. Ein Moderator bespricht, ähnlich wie bei den Koch-Fernseh-Shows, mit seinen Gästen ihre Menüs. Vor den Köchen sind Töpfe mit Heilpflanzen wie Petersilie, Kerbel, Salbei und so weiter aufgestellt. Sie werden auch verwendet, genauso wie die vielen Gewürze wie Chili, Curry, Kurkuma — sehr erfreulich. Ähnlich wie bei den Fernsehköchen sind besondere Gerichte dabei. Ziel ist immer schmackhafte Gerichte zu kochen, die möglichst wenig Kalorien, dafür jedoch gesunde Eiweisse und Proteine enthalten. Obiges Beispiel: Pürrierte Erbsen an Thunfisch & Kaviar mit Himbeere und einem Nuss-Würfel.

In den Hallen 4 und 10 ist der Andrang an letzten Besuchertagen (Wochenende) besonders groß, weil die Freizeit- und Leistungssportler die Fibo besuchen. Die Hallen 4 und 10 stehen “unter Dampf”. Denn dort können die Freizeitsportler aktiv an Veranstaltungen wie Spinning, Zumba, Wassertraining oder Trampolin-Training teilnehmen. Auf Bühnen sind professionelle Trainer, die unglaubliches Engagement an den Tag legen und “ihre” Leute zu Höchstleistungen herausfordern. Den Beteiligten macht es offensichtlich Spaß, und die Zuschauenden kommen schon beim Zuschauen ins Schwitzen. Sehr motivierend das Ganze!
Die Hallen 10.1 und 10.2 sind nach wie vor beliebt wegen der Bodybuilder, ihren Shows und den Nahrungskonzepten einschließlich Zuführung von Eiweissen und Proteinen. Viele Hersteller legen Wert auf “Natürliches”. Geboten werden Riegel aus Nüssen, Samen, Kernen, zuckerfreie Produkte, Produkte ohne künstliche Süßstoffe, glutenfreie und/oder vegane Produkte. Ich habe zwei Hersteller (Swarm, Sens) gesehen, die eine besondere Art von natürlichem Protein vorstellten: Grillen. Die Grillen werden in Thailand gezüchtet, getrocknet und pulverisiert. Das Pulver gelangt nach Deutschland und wird mit Nüssen, Kernen und Schokolade gemixt und in Riegel gegossen. Hhmm, ich habe einmal etwas probiert: Irgendwie bitter im Nachgang — aber vielleicht finden sich ja Fans? Das Grillenpulver soll prozentual mehr Protein haben: 70 Prozent anstatt 30 zum Beispiel zu getrocknem Rinderfleisch.
Die Heilpflanzen sind oft Teil von Ernährungskonzepten, zum größten Teil für den besseren Geschmack. Immer geht es um gesunde Proteine oder solche die gesund und natürlich sind. Früchte-Korn-Nuss-Riegel sind häufig anzutreffen. Riegel mit Omega-3-Säuren oder natürlichen Proteinen wie in Hanf gibt es probeweise zu kaufen. Die österreichische Kosmetik-Firma Fresh hat eine Naturkosmetik-Linie entwickelt, wo der Name Programm ist. Die Frische bezieht sich auf die Frische der Kosmetik-Zutaten, die keine Konservierungsstoffe enthalten. Die Kosmetik-Grundlagen (Kurkuma, Ingwer, Ringelblume unter vielem anderen) werden in Fair Trade Kooperationen erworben — also rundum ein Konzept der Frische, fairen Handelns und somit auch der Nachhaltigkeit. Weitere heilpflanzliche Produkte stelle ich die nächsten Tage vor.
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Heilpflanzen auf der Fibo 2017
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Und: Die genannten Firmen haben mich NICHT gesponsert!