Szechuanpfeffer (Zanthoxylum piperitum), auch Japanischer Pfeffer oder Anispfeffer genannt, spielt im Film “Mr. Homes” eine bedeutsame Rolle. Sherlock Homes, diesmal 92-jährig, versucht damit seinen Gedächtnisschwund aufzuhalten. Der berühmte Detektiv kann sich nicht mehr an seinen letzten Fall erinnern, dessen unglücklicher Ausgang ihn bewog nicht mehr weiter zu arbeiten. 30 Jahre lang lebt er seit seinem Entschluss vollkommen zurück gezogen in seinem Landhaus, wo er sich seinem Garten und seinen Bienen widmet. Kleine Filmbesprechung:
Der Film ist eine wunderbare Entwicklungsgeschichte: Holmes hat eine Haushälterin engagiert, weil der Hausarzt das weitere Allein leben des einsamen Mannes für unverantwortlich hält. Holmes, anfänglich immer noch arrogant und unfreundlich, freundet sich langsam mit dem Sohn der Haushälterin an. Der Elfjährige ist aufgeschlossen, klug und wissbegierig. Er hilft Holmes die Bienen zu versorgen und nimmt dem Alten bald die Arbeit ab. Während die drei Menschen versuchen in der ländlichen Einsamkeit miteinander zurecht zu kommen, werden unterschiedliche Erzählstränge gezeigt: Die Haushälterin ist aus wirtschaftlicher Not zu Holmes gekommen. Denn der 2. Weltkrieg nahm ihr den Mann. Allein erziehend versucht sie mit ihrem altklugen, selbstbewußten Sohn zurecht zu kommen. Der nimmt sich den alten Holmes zum Vorbild und spioniert dem Alten hinterher.
Holmes unternimmt im Verlauf des Filmes immer wieder den Versuch “seinen” letzten Fall aufzuschreiben. Sein damaliger Freund Watson hatte diesen zwar veröffentlicht, genauso wie die anderen Kriminalfälle, doch Homes weiss, dass die populär geschriebene Geschichte nicht der Wahrheit entspricht. Da ihm Wahrheit und Logik über allem steht, hofft der Alte, dass ihm noch die Zeit bleibt, die Wahrheit aufzudecken. Und damit ist er eigentlich erstmals sich selbst und seinen Verdrängungsmechanismen auf der Spur. Seine zunehmenden Gedächtnislücken lassen Homes verzweifeln. Er hofft, dass ihm das Wundermittel des Szechuanpfeffers helfen kann. Um an den Szechuanpfeffer zu kommen, nimmt der hochbetagte Holmes noch eine Reise nach Japan auf sich. Er folgt einer Einladung eines Japaners, der seinen Vater verlor. Homes ist die Verbindung zwischen Vater und Sohn, wie sich herausstellt. Der Japaner beschafft Holmes die begehrte Pflanze, wobei sich eine weitere Geschichte entwickelt: Holmes fährt in die Region Hiroshimas, die wegen des Atomschlags noch vollkommen in Schutt und Asche liegt. Dabei wird er berührt von den entstellten Menschen und ihrer tiefen Trauer um ihre ermordeten Verwandten. Und er deckt die Wahrheit des Japaners und seines Vater wie nebenbei auf. Denn Holmes mag zwar kaum noch Erinnerungen haben, doch seine Kombinationsgabe ist ungebrochen.
Glücklich mit dem Szechuanpfeffer zuhause angelangt, macht Holmes eine Szechuanpfeffer-Kur, die ihm jedoch nicht besonders weiterhilft. Es ist letztendlich der Junge, der ihm durch Neugier und Fragen auf die Sprünge hilft. Zuletzt gelingt dem Alten, seinen Fall wieder zu erinnern: Holmes hatte der einzigen Frau, die genauso einsam war wie er, das Angebot abgeschlagen, mit ihm zu leben “und gemeinsam einsam” zu sein. Vom Gefühl her, hätte Holmes dieses Angebot annehmen müssen, denn es bestanden starke Bande zwischen ihnen. Doch Konventionen und Rationalität liessen dies nicht zu. Die Frau nahm sich das Leben, was Holmes in Anbetracht seiner Fehlentscheidung, seiner Arroganz und Angst vor Neuem tief erschütterte. Er fällte also die Entscheidung, nicht mehr als Detektiv zu arbeiten.
Durch die Haushälterin und ihren Sohn bekommt er jedoch eine neue Chance, sich Menschen zu nähern. Er erkennt, das Logik und die “absolute Wahrheit” nicht alles im Leben sind. Die Wahrheit kann nämlich auch grausam sein, erkennt Holmes. Deshalb können Menschen Träume, Unwahrheiten und Notlügen nutzen, um einer inneren zu grausamen Wahrheit zu entrinnen. In der letzten Phase des Films ereignet sich Dramatisches: Der Junge, der versucht, die Bienen vor Wespen zu retten, will ein Wespennest zerstören, wird dabei jedoch von den wütenden Wespen gestochen. Er erleidet einen anaphylaktischen Schock. Nur durch die umsichtige und wissende Hilfe von Holmes gelingt es, den Jungen am Leben zu halten. Doch wieder übergeht Holmes in seiner Arroganz einen Menschen: Die Haushälterin. Als Mutter wird sie nicht von Holmes über die Lebensgefahr des Sohnes informiert, was sie schockiert und zutiefst verletzt. Als die beiden im Krankenhaus warten, kommt es in Anbetracht des mit dem Leben ringenden Jungen zu einer berührenden Aussprache und erstmals zu gegenseitigem Verständnis. Holmes beschließt seiner Haushälterin sein Haus und Garten zu vermachen, damit sie nach seinem Ableben wirtschaftlich gesichert ist. Dafür bleibt sie mit ihrem — überlebenden Sohn — bei ihm bis an sein Lebensende.
So findet der schöne sehenswerte Film ein allseits versöhnliches Ende.
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