In Marokko habe ich zum ersten Mal Pomeranzen (Citrus aurantium)-Bäume richtig wahrgenommen. Die Früchte sehen aus wie Orangen, sind allerdings nicht so gleichförmig wie die Ware, die wir im Winter zu kaufen gewöhnt sind. Die Pomeranzen haben unterschiedliche Größen und auch Farben. Manche leuchten eher organge, manche gelb.
Pomeranzen gibt es nur im Januar und Februar bei uns auf Märkten zu kaufen. Sie sind wegen ihres bitteren Geschmacks weder zum Essen noch zum Saft machen geeignet. Aber sie bilden die Grundlage für die bittere Orangenmarmelade. Ich habe mir ein Kilo gekauft, um die von mir sehr geschätzte Marmelade einmal selbst auszuprobieren. Ich bin dabei nach dem Rezept von Herrn Rau vorgegangen. Ziemlich genau sogar. Doch habe auch ich festgestellt, dass das Pomeranzen eigene Pektin nicht ausreicht, die Marmalade fest werden zu lassen. Das Pektin sitzt unter der Schalen oder oder in dem von Herrn Raub bezeichneten gesammelten “Glibber”, der mitgekocht werden muss. Zum Schluss habe ich nochmal alles aufgekocht und Gelierzucker 2:1 verwendet.
Im nächsten Winter werde ich die Marmelade gleich mit Gelierzucker machen. Das Abschnippeln der Schale für die typische Orangenmarmelade ist ein bisschen mühsam — aber es lohnt sich.
Der bittere Geschmack: In der Pflanzenheilkunde hat der bittere Geschmack eine wichtige Funktion. Nicht umsonst sind so viele Magenbitter bitter. Bitterkeit regt den Appetit an und fördert die Produktion von Verdauungssäften. “Bitter” kann die Energieaufnahme drosseln. “Süß” hingegen steigert die Zuckeraufnahme im Darm. Die Engländer konnten sich wohl bei der Kreation ihrer Marmelade nicht entscheiden, was sie erreichen wollen: Drosselung der Energieaufnahme oder Zugewinn an Bauchfett. Egal: Die Orangenmarmelade schmeckt lecker. Es ist gerade die Kombination des Süßen mit dem leicht bitteren, was sie ausmacht.
Übrigens: Die Kerne der Pomeranzen waren und sind heute noch die Grundlage für die Züchtung von Saft- und Essorangen.
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