Heil­pflan­zen beim Urban Gardening

Gemein­schafts­gar­ten “wach­sen lassen”

Laut einer Pres­se­mel­dung von der Stif­tung Natur­schutz Ber­lin [1] gehört Ber­lin zu den arten­reichs­ten Städ­ten Euro­pas. Wer Ber­lin kennt, kennt die Stadt als grü­ne Metro­po­le mit vie­len Parks, Fried­hö­fen, Bäu­men in den Stra­ßen. Laut der Stif­tung wur­den ver­schie­de­ne Koope­ra­ti­ons­ver­ein­ba­run­gen z.B. mit Klein­gar­ten­ver­ei­nen geschlos­sen, um die Poten­tia­le der Klein­gär­ten zu nut­zen und die Bio­di­ver­si­tät zu erhö­hen. Ande­re wich­ti­ge Pro­jek­te mit ähn­li­chen Zie­len sind Urban-Gar­dening-Pro­jek­te. Derer gibt es zahl­rei­che in Ber­lin. Sie haben zum Teil unter­schied­li­che Ansät­ze, wie Kin­dern die Natur nahe zu brin­gen oder trau­ma­ti­sier­ten Flücht­lings­frau­en Gele­gen­hei­ten beim Gärt­nern kurz­fris­tig ihre Ängs­te ver­ges­sen zu las­sen. Auch Gemein­schafts­gär­ten in Kiezen sor­gen zum einen für Nah­erho­lung und zum Ande­ren durch gemein­sa­mes Gärt­nern für ein bes­se­res Ken­nen­ler­nen unter­ein­an­der usw. In Abstän­den wer­de ich sol­che Refu­gi­en vor­stel­len. Es sind Refu­gi­en, denn dort blüht, krab­belt und brummt es gewal­tig, weil die Natur sich aus­brei­ten kann. Heu­te: Der Gemein­schafts­gar­ten “wach­sen las­sen” in der Lützowstraße/ Ecke Kluck­stra­ße, gleich neben der attrak­ti­ven DJH Jugend­her­ber­ge, Berlin-International.

Ein wil­der Gar­ten für den Artenschutz

Ich mag die Gegend, weil ich dort gewohnt habe und mich nach wie vor zuhau­se füh­le. In der Nähe ist der gro­ße Tier­gar­ten, der Pots­da­mer Platz, die viel befah­re­ne Pots­da­mer Stra­ße. Doch kurz hin­ter dem Kul­tur­fo­rum bie­tet die Lüt­zow­stra­ße ein wenig mehr Ruhe. Und für den Kiez einen Gemein­schafts­gar­ten. Er ist abge­trennt und geschützt, doch in der Woche kann er auch von Frem­den besucht wer­den. Natür­lich wün­schen sich die Betrei­ber, dass freund­lich und acht­sam mit dem klei­nen Gar­ten umge­gan­gen wird. Er wird unter­stützt vom Bun­des­amt für Natur­schutz, um die Bio­ver­si­tät zu erhö­hen. Men­schen, die vor­bei­ge­hen, wer­den oft den­ken — “ein wil­der Gar­ten mit Unkraut!”. Doch ein klei­nes Schild infor­miert dar­über, dass die­se Wild­heit bewußt ein­ge­setzt ist: “Nein, hier steht kein Unkraut” Wir ver­meh­ren bedroh­te Wild­pflan­zen aus Ber­lin und Bran­den­burg. Sie sind wich­ti­ge Bau­stei­ne leben­di­ger Ökosysteme”.

Hoch­bee­te

Und tat­säch­lich brummt, summt es über­all und vie­le Vogel­stim­men sind zu hören. Mehr als sonst in der Stadt. Insek­ten, Vögel, Wild­kräu­ter, Heil­pflan­zen, Gemü­se­sor­ten füh­len sich offen­sicht­lich wohl, denn sie wach­sen und gedei­hen. In extra Hoch­bee­ten wird Gemü­se wie Erb­sen, Möh­ren, Sala­te, Kür­bis­se gezo­gen. Auch ver­schie­de­ne Kar­tof­fel­ar­ten wur­den gepflanzt oder Tomaten.

Meerrettich & Kalifornischer Mohn
Meer­ret­tich & Kali­for­ni­scher Mohn

Im Lau­fe des Jah­res gibt es ver­schie­de­ne Ver­an­stal­tun­gen im Gar­ten, bei denen die Bürger*innen aus­drück­lich ein­ge­la­den sind mit­zu­ma­chen. Infor­ma­tio­nen über sel­te­ne Wild­pflan­zen, die Zie­le der Bio­di­ver­si­tät und wie ver­sucht wird, sie zu errei­chen. Der Gar­ten ist als Gemein­schafts­gar­ten für die Kiez-Bewohner*innen aus­ge­wie­sen. Hier sol­len Jung und Alt zusam­men kom­men und sich gemein­sam um den Gar­ten küm­mern. Auch ist er ein klei­ner Ort, um sich in der Fül­le der Natur aus­zu­ru­hen. Natür­lich ste­hen in die­sem Gar­ten vie­le Heil­pflan­zen. Zum Bei­spiel blüht gera­de Bal­dri­an, es gibt Meer­ret­tich und die vie­len Kräu­ter wie Thy­mi­an oder Ore­ga­no. Klei­ne Schild­chen machen zum Bei­spiel auf Wald­meis­ter aufmerksam

Totholz unter dem Holunderbusch
Tot­holz unter dem Holunderbusch

Was “nor­ma­len” Gärt­nern sofort ins Auge fällt, ist nicht nur das vie­le “Unkraut”, son­dern auch das Tot­holz, dass an Zäu­nen, unter Hecken oder unter einem Holun­der­busch (Holun­der) ver­teilt ist. Auch zum Tot­holz und sei­nem Sinn im Gar­ten gibt es Infor­ma­tio­nen: “Abge­stor­be­nes Holz bil­det durch den Zer­set­zungs­pro­zess eine Grund­la­ge für neu­en, nähr­stoff­rei­chen Boden. Außer­dem stellt er vie­len Tie­ren Lebens­raum, Nist­plät­ze und Nah­rungs­quel­le bereit.” Davon kön­nen Wild­bie­nen, Insek­ten, Krö­ten, Fle­der­mäu­se und Vögel leben.

Lebensraum für die Rote Mauerbiene
Lebens­raum für die Rote Mauerbiene

Auch lus­ti­ge extra Insek­ten­hil­fen wur­den gebaut, wie die­se bei­den Kunst­pil­ze, die sofort von der Roten Mau­er­bie­ne als güns­ti­ge Unter­kunft ange­nom­men wurde.

Brennnessel-Jauche
Brenn­nes­sel-Jau­che

Gefreut habe ich mich über einen Eimer in dem Brenn­nes­sel-Jau­che ange­setzt war. Sie hilft in bio­lo­gisch betrie­be­nen Gär­ten auf viel­fäl­ti­ge Wei­se. Dann sah ich, dass im Gar­ten schon die Wald­erd­bee­ren (Wald­erd­bee­re, eine ver­ges­se­ne Heil­pflan­ze) reif sind. Die Köst­lich­kei­ten wer­den bestimmt bald von den Vögeln geern­tet sein.

Walderdbeeren
Wald­erd­bee­ren

Was ich bis dahin noch nicht bemerkt hat­te, war ein tol­les Steam­punk-Graf­fi­ty. Ich bin begeis­tert. Es ist eine klei­ne Hom­mage an die vie­len Kanin­chen, die vie­le Jah­re den Mag­de­bur­ger Platz (also gegen­über vom Gar­ten) bevöl­ker­ten. Unter bes­ten Bedin­gun­gen hat­ten sie sich regel­recht zu einer Pla­ge ent­wi­ckelt. Die Stadt hat dann ein­ge­grif­fen, weil der gesam­te Platz völ­lig unter­höhlt war. Die­ses Graf­fi­ty erin­nert nun auf künst­le­risch gelun­gens­ter Wei­se an die­se flei­ßi­gen Nager.

Steam­punk-Graf­fi­ty: Die Kanin­chen leben weiter!

Quel­le: [1] Gemein­sam für bio­lo­gi­sche Viel­falt in Mar­zahn. Pres­se­mit­tei­lung Stif­tung Natur­schutz Ber­lin. 29.5.2019.

Mehr:

Heil­pflan­zen in den Prin­zes­sin­nen­gär­ten, Ber­lin Kreuzberg

Tem­pel­ho­fer Park: Alternativ-Gärten

Meer­ret­tich Monographie

Lese­tipp: Brenn­nes­sel. Rezep­te für Vita­li­tät, Schön­heit und Genuss