Der Herbst ist endgültig angekommen. Der “Wüstensommer” dieses Jahres ist vorbei. In Berlin fing dieser mit ungewöhnlich warmen Temperaturen schon im April an und hielt sich bis Ende September. Monatelang fiel kein Regen, was für die Natur in diesen, sonst eher gemäßigten Zonen eine Herausforderung war. Die ungewöhnliche Hitze und Regenarmut haben jedoch manchen Pflanzen und Heilpflanzen nichts ausgemacht, im Gegenteil. Beobachtungen aus dem Museumsgarten Düppel, Berlin.
Im letzten Beitrag hatte ich das Museumsdorf Düppel in Berlin vorgestellt. Neben Gebäuden aus dem Hochmittelalter, die aufgrund von Ausgrabungen rekonstruiert und aufgebaut wurden, gibt es einen schönen Museumsgarten. Er soll die Bepflanzung aus dem 12. Jahrhundert widerspiegeln. Da es aus jener Zeit wenig schriftliche Überlieferungen gibt — die wenigen beziehen sich nur auf klösterliche Gärten, nicht auf bäuerliche — muss die Auswahl der angebauten Pflanzen nicht unbedingt die damalige Nutzung darstellen. Etwas “Authentisches” darzustellen ist quasi unmöglich. So dienten den Museums-Gärtnern z.B. die Schriften der Hildegard von Bingen als Inspiration. Auch konnten aufgrund der Ausgrabungen, bei denen Pflanzenreste oder Pflanzensamen gefunden wurden, ein teilweises Bild des Lebens nachgezeichnet werden.
Eine ehrenamtliche Mitarbeiterin des Museumsgarten, die namentlich nicht genannt werden möchte, erzählte mir von ihren Beobachtungen. Der Garten wurde während des Jahres über nicht oder ganz selten gewässert. “Die Pflanzen mussten selber klar kommen”, so die junge Frau. Die monatelange Trockenheit überlebten nicht alle Pflanzen oder Heilpflanzen. Andere hingegen fühlten sich sehr wohl und wuchsen um so besser.
Viele Heilpflanzen kommen mit kargen, trockenen Böden ohnehin gut zurecht: Heimische Heilpflanzen wie Tausendgüldenkraut oder Hauhechel beispielsweise wachsen nur auf Trockenrasen. Im Museumsgarten blühten besonders die Heilpflanzen auf, die aus den Mittelmeerregionen in die gemäßigten Zonen kamen: Andorn, Mariendistel oder Hirse beispielsweise. “Noch nie hat die Hirse bei uns Früchte getragen, so zum ersten Mal in diesem Jahr”, so die Mitarbeiterin.
Auch die Mariendistel kam mit der Hitze gut zurecht. “Die Pflanze hatte noch nie so große Blätter”, erzählt sie weiter. Trotz der Hitze oder vielleicht gerade wegen Hitze und Trockenheit wuchsen Pflanzen an, die selbst vor Jahren gesät wurden. “Die Saat der gelben Möhre, die ich vor sechs Jahren aussäte, ging dieses Jahr erst auf!”
Manche Pflanzen säen sich auch selbst, wie der Flaschenkürbis beispielsweise. Heilpflanzen wie Salbei, Rosmarin, Thymian — beliebte heutige Küchenkräuter — die ohnehin aus der Mittelmeer-Region stammen, hatten ohnehin keine Schwierigkeiten. Die ehrenamtliche Mitarbeiterin ist schon seit mehreren Jahren bei der Gärtnergruppe des Musems. Mit dieser Tätigkeit kann sie Einiges verbinden: Mit der Erde und der Natur arbeiten, mit anderen gemeinsam etwas entstehen lassen.
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